Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)
COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848
Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 175 Kübecks Widerstand gegen jegliche Einmischung anderer Regierungsämter in seine Einflußsphäre zu überwinden. Daß sowohl die Hofkanzlei, die Gewicht auf einen privaten, statt auf einen staatlichen Eisenbahnbau legte, als auch die Staatskanzlei mit der Hofkammer uneinig waren, machte ihn empfindlich und mißtrauisch 98 * *). Vielleicht war Kübeck zu alt und zu enttäuscht, um flexibel zu sein; je mehr Metternich die Hofkam- mer zu einem Kompromiß drängte, umso halsstarriger war Kübeck, bis er letztlich die bürokratische Zurückhaltung beiseite schob und einer Emotion tiefer Erbitterung — wenn auch gemildert durch seinen beherrschten Stil — freien Lauf ließ "). Kübecks starre Einstellung machte weitere Besprechungen mit den Engländern sinnlos. Palmerston verlor im Jahre 1847, nachdem seine diplomatische Annäherung zurückgewiesen worden war, jegliches Interesse an Triest. Ponsonby analysierte die Situation ganz kurz, als er im März schrieb, daß sich der Plan für eine Eisenbahnlinie von Salzburg nach Triest „proved unattainable in consequence of the continued and increased vigour of the opposition of the Minister of Finance. The approbation of Prince Metternich was unavailing“ 10°). In den darauffolgenden Monaten kehrte die Initiative in der Frage der Indischen Post wieder in die Hände privater Gesellschaften zurück. In der Zwischenzeit zerstörte Waghorn, in den die österreichische Regierung früher ihr Vertrauen setzte, weiter die Sache Triests, indem er jeden Anschein der Beharrlichkeit auf gab. Monate hindurch hatte er einer direkten Linie nach Salzburg das Wort geredet. Dann ließ er ohne jede Vorwarnung den Plan fallen; einmal schien er eine von Triest nordwärst nach Wien und Dresden und dann westwärts nach Ostende gerichtete Route zu bevorzugen101), ein anderes Mal wieder forderte er Brindisi102). In jedem dieser Projekte, die neue Eisenbahnlinien erforderten, suchte Waghorn für sich und seine Gesellschafter günstige finanzielle Möglichkeiten. Die Suche nach Profit trug in keiner Weise zu Sicherheit und Vertrauen bei, und im Herbst 1847 brachte sich Waghorn gänzlich in Verruf, als er dem Lloyd schrieb, daß „after 6 months of unceasing labor and toil I have at last received the Commands of Her Majesty’s Government to open the Trieste route“. Er schloß mit dem Ersuchen um Beihilfe von der Gesellschaft, um seine anwachsenden Schulden abzuzahlen 103). Aber im Gegensatz zu seinen Ansprüchen hatte 98) Georg Zwanowetz Die Anfänge der Tiroler Eisenbahngeschichte (Tiroler Wirtschaftsstudien 12, Innsbruck 1962) 173. a») Vgl. Kübecks Schreiben an Metternich vom 6. März 1847: FA 1883/pp ex 1847. io») Ponsonby an Palmerston, 19. März 1847: F. O. 7/336. loi) Ponsonby an Palmerston, 21. März 1847: F. O. 7/336. i°2) Napier an Palmerston, 6. Juli 1847: F. O. 70/214. 103) Waghorn an den Lloyd, 17. September 1847: FA 8774/pp ex 1847.