Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

166 Ronald E. Coons benützen gedachte. Hätte die Zeitung die Möglichkeit gehabt, sich dem Morning Herald bei Guizots Unternehmen anzuschließen, hätte es wohl keine Schwierigkeiten gegeben. Aber Guizot, durch Berichte der Times über Waghorns Erfolg verärgert, dachte, er könnte der Redaktion einen Denkzettel verpassen. In der Ausgabe vom 30. Dezember erklärte die Zei­tung, daß der Außenminister, als der Pariser Zeitungsagent von Guizots Plan erfuhr und um Teilnahme ersuchte, erwiderte: ,,he was determined to exclude from any participation in the result of his experiment, not only The Times, but every other journal that had ventured to applaud Mr. Waghorn. Could we have more pregnant proof that England should not rely upon France alone as her line of communications with the East“64)? Am darauffolgenden Tag drückte die Redaktion in einem ätzenden Artikel ihre „surprise“ aus, „that the philosopher-historian M. Guizot should be open to such petty influences, and alive to such sordid impulses“ 95). Österreich hatte damit einen Freund gewonnen. Es war nun an der Times, Vergeltung zu üben. Anfangs 1846 ver­pflichtete die Zeitung Waghorn und den Lloyd, ihre Depeschen von Alexandria über Triest nach London zu befördern, um ihren Lesern eine rasche Informationsquelle aus dem Fernen Osten zu garantieren. Das Unternehmen begann mit einem unglaublichen Glückstreffer. Am Abend des 4. Februar langte der Kurier des Lloyd mit am 22. Jänner von Alexandria abgesandten Berichten ein. Unter normalen Umständen wäre diese Leistung enttäuschend gewesen, da Überflutungen im Rheinland den Kurier sechs Tage auf seiner Durchreise von Triest nach England aufgehalten hatten. Drei Tatsachen aber machten diese Reise bedeutungs­voll. Erstens langten die Depeschen für die Regierung und die anderen Londoner Zeitungen nicht vor dem 14. Februar ein; während der Kurier des Lloyd mit den Überschwemmungen kämpfte, rang der englische Dampfer mit einem schweren Sturm im Mittelmeer 68). Zweitens brachten die Depeschen der Times aus Bombay eine Nachricht, die die Aufmerk­samkeit der Öffentlichkeit gefangen nahm: am 5. Februar konnte ein vollständiger Bericht über einen wichtigen englischen militärischen Sieg vom 24. Dezember 1845 über die Sikhs veröffentlicht werden * 66 67). Drittens erbrachte die Times einen neuen Beweis der Vorteile von Triest, gerade als die Regierung mit der Erörterung von Einzelheiten der sechs, im Laufe des Jahres geplanten Probefahrten, beschäftigt war; die Stimmung war für Österreich günstig. ®4) The Times 30. Dezember 1845; vgl. dazu The History of The Times 2, 73 und C1 u n n Lieutenant Thomas Waghorn 13—14. e5) The Times 31. Dezember 1845. 66) Ebenda, 14. Februar 1846. 67) Ebenda, 5., 9. und 11. Februar 1846 und History of The Times 2, 75; zur Geschichte des Sikhkrieges vgl. Khushwant Singh A History of the Sikhs (Princeton 1966) 2, 40—54.

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