Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)
COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848
Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 163 schrieb er an Kübeck, Edlmann und Neumann „stimmen sich darin überein, daß, wenn die Probereise, der anfänglichen Absicht gemäß, unter den Auspizien der ostindischen Kompagnie gemacht, und ein günstiges Ergeb- niß derselben der Regierung als eine bereits fertige Thatsache vorgelegt worden wäre, das Gewicht, welches fliese Thatsache durch die öffentliche Meinung erhalten haben würde, die Leitung der ostindischen Post über Triest oder Venedig entschieden haben dürfte“. Gerade aus diesem Grund habe das englische Kabinett, „welches nicht gesonnen war, die Richtung dieser Post zu ändern, sich selbst der Ausführung der Versuchsreise zu bemächtigen gesucht... um das Ergebniß derselben nach Gutdünken veröffentlichen oder geheim halten zu können“. Metternich erkannte nun, daß er geirrt hatte, als er der Botschaft in London gestattete, offiziell an Verhandlungen mit den Engländern teilzunehmen, — besonders seit das Kabinett in der Lage war, Neumanns Vorschläge als Mittel zur Erzwingung französischer Zugeständnisse zu benützen. „Das englische Ministerium hat allerdings gegen uns nicht mit derselben Redlichkeit gehandelt, mit welcher der k. k. Gesandte vorgegangen ist, und scheint vielmehr die unserer Seits gethanen Schritte benützt zu haben, um den Zweck derselben zu vereiteln“ 67). Die Gründe, die Metternich für das Scheitern angab, machen sein nachfolgendes Benehmen der Indischen Post gegenüber verständlich. Sicherlich war seine Analyse der Situation falsch; es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß die Engländer im Frühjahr 1842 um ein Angebot aus Wien nur deshalb ansuchten, um auf die Franzosen Druck ausüben zu können. Die ausschlaggebenden Einwände gegen das Triester Projekt kamen erst nach der Intervention Dubosts vom Außenministerium und Finanzministerium. Es war verhängnisvoll, daß Lord Lowther in Paris von den in Gang befindlichen Verhandlungen erzählte, aber es ist unwahrscheinlich, daß der Direktor der Postverwaltung an irgendeiner Verschwörung teilhatte, da besonders sein Amt Triest und nicht Marseille unterstützte. Weil aber Metternich den Mißerfolg und Österreichs Bloßstellung auf die direkte Teilnahme an den Verhandlungen mit den Engländern schob, beschloß er, daß in Zukunft die Staatskanzlei mit London nur dann verhandeln solle, wenn vorhergehende Besprechungen durch private Gesellschaften den Weg geebnet hätten. In Zukunft sollte das indische Postprojekt eine Angelegenheit der Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd sein. Das Schlußkapitel in der österreichischen Angelegenheit mit der ostindischen Post begann 1845. Nach dem Scheitern der Verhandlungen im Jahre 1843 war Metternich überzeugt gewesen, daß jeder weitere österreichische Vorschlag unnütz sei, und hatte geduldig gewartet, daß England der Versuchung Triests unterliegen würde. Zur selben Zeit hatte Waghorn 57j Metternich an Kübeck, 26. Mai 1843: FA 4630/pp ex 1843. 11*