Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

152 Ronald E. Coons Nations, and make each better and more intimately acquainted with each other“ 17). So begann die erste Verhandlungsrunde zwischen Österreich und England bezüglich der Ostindischen Post. Sorells Instruktionen vom 4. April brachten die Räder der Diplomatie in Wien und in London in Bewegung. Da die folgenden Verhandlungen zu verwickelt sind, um im Einzelnen verfolgt zu werden, wird der Sachverhalt am besten und kür­zesten durch Aufzählung der fünf wichtigsten Probleme wiedergegeben, die 1842 der österreichischen Diplomatie im Verkehr mit der englischen Diplomatie begegneten: 1. Die Schwierigkeit der Regierung in Wien, die wahren Absichten der Londoner Regierung zu erkennen. 2. Die einzig­artige und unbestimmbare Rolle, die Leutnant Thomas Waghorn in den Verhandlungen spielte. 3. Die Pläne der Londoner Regierung, für den Transport der amtlichen Post zwischen Triest und Alexandria eher eng­lische als österreichische Schiffe einzusetzen. 4. Die Notwendigkeit, exakt herauszufinden, welche Vorteile die Route durch Österreich mit sich brachte. 5. Der Mißerfolg, die Verhandlung vor den Franzosen geheim zu halten. In erster Linie legte die Regierung in Wien den Schritt Aberdeens falsch aus. Da die Londoner Regierung die Initiative in der Annäherung an den Lloyd ergriff, wurde angenommen, daß die Engländer Anstalten machten, das mit Frankreich bestehende Abkommen zu lösen. Die häufi­gen, zwischen österreichischen und englischen Beamten geführten Ver­handlungen schienen diesen Eindruck zu bestätigen. Nach einer Unter­redung mit Lord Aberdeen berichtete der österreichische Chargé d’Affai­res, Baron Neumann, daß die Regierung „nicht abgeneigt“ wäre, über einen Vertrag mit Österreich zu verhandeln 18). Drei Monate später verriet die Staatskanzlei ihre Wunschgedanken, als sie schrieb, „in England be­steht eine positive Geneigtheit, die ostindische Post vorzugsweise über Triest zu beziehen“ 19). Im September informierte dann Metternich den Vizekonsul in Alexandria: „... denn da das englische Cabinet sich durch die Vorgänge der letzten Jahre überzeugt hat, wie precair die Allianz und ein innigeres Einverständniss mit Frankreich sey, so sucht selbes für seine so wichtigen Correspondenzen eine andere, sichere, weniger Veränderungen unterworfene Communications-Linie, und diese bietet ihm der Weg über Österreich und das adriatische Meer dar“20). Die öster­reichische Regierung war sich über die zu überwindenden technischen 17) Sorell an Aberdeen, 27. April 1842: F. O. 7/312. (Faksimiles von Akten des Public Record Office mit dem Copyright der Krone erscheinen mit Bewil­ligung des Leiters des örtlichen H. M. Stationery Office). Tatsächlich gelang es dem Lloyd diesmal nicht, eine Linie nach Alexandria zu errichten. 18) Neumann an Metternich, 24. Mai 1842: HHStA England Korr. 238. 19) Ottenfels an den Hofkriegsrat, 24. August 1842: FA 6298/pp ex 1842. 20) Metternich an Laurin, 27. September 1842: FA 6987/pp ex 1842.

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