Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 153 Schwierigkeiten und den Widerstand bestimmter britischer Regierungs­departements gegen die österreichische Route nicht im Unklaren21), aber die Korrespondenz der Staatskanzlei verrät ein falsches Sicherheitsgefühl. In Wien war der Vorzug Triests selbstverständlich, und der endgültige Erfolg schien unvermeidlich. Aber vom Londoner Standpunkt aus waren die Chancen Österreichs niemals so groß, wie Metternich annahm. Triest hatte zwar Fürsprecher in England, aber die Einstellung der Regierung in Sachen Indische Post war alles andere als einheitlich. Zu viele Departements hatten an den Verhandlungen teil. Das Handelsministerium, das Kolonialamt, die Gene­ralpostdirektion, die Admiralität, das Außenministerium und das Finanz­ministerium begegneten dieser Frage von ihrem eigenen Standpunkt22). Beinahe zur gleichen Zeit, nämlich im September 1842, als Metternich so vertrauensvoll an den Vizekonsul in Alexandria schrieb, berichtete Joseph Edlmann 23), der Agent des Lloyd in London, daß die einzigen Gruppen, die entschieden zu Gunsten von Triest wären, die Ostindische Handels­kompanie und die Ostindische und China-Assoziation wären. Diese beiden Organisationen allerdings waren privat, und die Macht der Entscheidung lag in dieser Sache nicht bei ihnen, sondern bei der Regierung, und dort herrschte Unentschlossenheit. Die Admiralität neigte dazu, die Franzosen zu begünstigen, während die Postdirektion keine Entscheidung traf24). Andererseits mußte die österreichische Regierung im Finanz- und Außen­ministerium mit profranzösischen Sympathien rechnen, die nicht einmal die Krise von 1840 zerstört hatte. Die Tradition einer Anglo-Französischen Entente Cordiale blieb stark. Charles Edward Trevelyan, das ständige Haupt des Finanzministeriums, drückte die Vorbehalte seines Ministe­riums treffend aus, als er Waghorn fragte: „But how are we sure that the Austrian Government will heartily support our cause, and not put similar or other obstacles in the way as the French“ 25)? Waghorn, Edl­mann und die österreichische Botschaft taten ihr Bestes, Trevelyans Zwei­21) Metternich an Neumann, 22. Juli 1842: HHStA England Korr. 240; vgl. dazu den Vortrag Kübecks vom 11. September 1842: FA 6853/pp ex 1842. 22) Neumann an Metternich, 24. Mai 1842: HHStA England Korr. 238. 23) Edlmann war der Londoner Agent des Triester Handelshauses Reyer und Schlick, das mit dem Lloyd eng verbunden war. Graf Stadion schrieb an Kübeck am 20. Juni 1842: „Durch Regensdorff, Firmaführer des Hauses Reyer, ließ ich an einen Kaufmann Edlmann schreiben, von dem ich in Absicht auf Geist und Charakter viel Gutes gehört hatte, und der auch von Seite der Bothschaft in London stets bei Kommerzgegenständen verwendet worden ist, und bedeutendes Ansehen genießen, und viele Konnexionen haben soll. ..“ (FA 4644/pp ex 1842). Edlmanns Briefwechsel mit Regensdorff stellt eine unschätz­bare Quelle von Informationen über die Verhandlungen von 1842 und 1843 in London dar. 24) Edlmann an Regensdorff, 22. September 1842: FA 715i/pp ex 1842. 25) Edlmann an Regensdorff, 16. Juli 1842: FA 6048/pp ex 1842.

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