Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 151 die Regierung in Paris. Die Regierung befahl, daß von nun an die Zeitung ihre Depeschen der französischen Postverwaltung anzuvertrauen habe; nach der History of The Times waren die Zeitungskuriere angehalten, durchsucht und ihre Depeschen beschlagnahmt worden 12). Überdies hatten ähnliche Verspätungen und fortwährende Belästigungen, die Waghorns Betrieb befielen, die Wirkung, ihn gegen die Franzosen einzunehmen und ihn zu dem Glauben an den Vorzug einer Route nach Triest zu bekeh­ren 13). Daher bewirkten die französischen Maßnahmen, die zu einem Zeitpunkt auftraten, an dem die englisch-französischen Beziehungen in Folge der internationalen Krise von 1840 schon gespannt waren, eine Entfremdung gegenüber Londons einflußreichster Zeitung, Englands Fach­mann für den Verkehr mit Indien und der britischen Regierung. Unter diesen Umständen wandte sich das britische Außenministerium an den Österreichischen Lloyd. Am 4. April 1842 bat der Außenminister Lord Aberdeen den Konsul in Triest, Sir Thomas Sorell, um einen voll­ständigen Bericht über den Betrieb des Lloyd und deutete an, daß Interesse vorhanden sei, Triest als Zentrale des britischen Verkehrs mit dem Orient einzurichten 14). Sorell, erfreut, von der Routine der konsu­larischen Pflichten abgelenkt zu werden, kam seinen Aufträgen rasch nach und wandte sich am 19. April an den Lloyd; hier wurde ihm gesagt, daß, obwohl die Gesellschaft keinen Dienst nach Alexandria unterhielt, beabsichtigt sei, eine Linie zwischen Triest und Ägypten zu errichten, sobald das nötige Kapital aufgebracht werden könne 15). Tatsächlich nahm Franz Graf Stadion, der Gouverneur des Küstenlandes, die Nachricht der Annäherung Sorells an den Lloyd begeistert auf und startete eine größere Offensive, um finanzielle Hilfe für die Gesellschaft von der Regierung in Wien zu erreichen 16). Sorell verließ den Gouverneur nach einer langen Aussprache günstig beeindruckt und schrieb Aberdeen am 27. April, daß ihm Stadion versichert habe, die österreichische Regierung werde alles in ihrer Kraft Stehende tun, um es dem Lloyd zu ermöglichen, „at once to purchase Steamers of an adequate power for the direct service between this Port and Alexandria.“ Überdies versicherte Stadion Sorell, daß Fürst Metternich „felt anxious to promote every measure which might have the effect of drawing closer the ties which united the two Governments and 12) History of The Times 2, 70—71. is) Sidebottom Overland Mail 98. 14) Foreign Office an Sorell, 4. April 1842: F. O. 7/306. is) Sorell an Foreign Office, 23. April 1842: F. O. 7/306; vgl. dazu Lloyd an die Hofkammer, 19. April 1842: FA 3113/pp ex 1842. iß) Zur Geschichte der Beziehungen zwischen der Regierung und dem Lloyd vgl. Ronald E. Coons Carl Friedrich Freiherr von Kübeck und der öster­reichische Lloyd: Ein Beitrag zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte in Ge­denkschrift Martin Göhring (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 50, Wiesbaden 1968) 162—173.

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