Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

148 Ronald E. Coons respondenzen zwischen England und Asien benötigt wurden, eine erhöhte Aufmerksamkeit. Vor 1840 wurden große Fortschritte gemacht. Zu Anfang des Jahrhunderts benötigte ein Schiff, das von England um das Kap der guten Hoffnung nach Bombay segelte, vier, fünf, ja sogar sechs Monate Im Jahre 1838 wurde aber die Reise durch die Gründung einer Überland- Postroute über den Isthmus von Suez und die Einführung der Dampf­schiffahrt auf eine Zeit von durchschnittlich siebzig Tage reduziert. Das war eine beachtliche Leistung, für die einem ausgezeichneten englischen Seeoffizier namens Thomas Waghorn besondere Anerkennung gebührt. Er veranschaulichte, daß eine Landüberquerung vom Roten Meere zum Mittelmeer zweckmäßig und auch möglich war. Im Jahre 1837 wurden seine Bemühungen belohnt, als die englische Regierung die Überlandroute zwischen Suez und Alexandria für amtliche Depeschen in den Dienst stellte und als ihn die Ostindische Handelskompanie zum stellvertreten­den Agenten in Ägypten ernannte und mit dem Überseetransport der privaten Handelsgesellschaftspost von und nach Indien beauftragte. Trotzdem waren die englische Regierung, die Ostindische Handels­kompanie und Waghorn mit diesem Erfolg nicht zufrieden. Schnellere Beförderung stand im Bereich des Möglichen. Da Zeit wertvoll war, waren englische Kaufleute und Regierungsstellen bereit, die zusätzlichen Kosten, die eine beschleunigtere Informationsübermittlung erforderte, zu übernehmen. Die Regierung richtete infolgedessen im Jahre 1839 in Zusammenarbeit mit der französischen Postverwaltung eine Expreßroute zur Beförderung von amtlichen Depeschen quer durch Europa ein. Die Regierungspost überquerte den englischen Kanal nach Boulogne, um den Vorteil des schnelleren Landwegs zu genießen, statt von Falmouth mit dem Dampfschiff nach Alexandria befördert zu werden. Von Boulogne begleiteten englische Kuriere in einer Fünftagereise die Post bis Marseille, wo die Depeschen von Admiralitätsdampfschiffen für die Überfahrt nach Ägypten an Bord genommen wurden. Überdies schloß Waghorn, der in der Zwischenzeit in London ein eigenes, privates Unternehmen errichtet hatte, Verträge ab, private Post auf demselben Wege zu schicken, während die Times von London aus einen eigenen Kurierdienst unterhielt, um Nachrichten aus Indien vor ihren Konkurrenten zu erhalten. Diese neue kombinierte Land-See-Route brachte den Depeschen eine bedeutend schnellere Beförderung, sodaß sie, durch Frankreich befördert, nahezu zehn Tage vor der normalen Post in Ägypten eintrafen. Später, als die Engländer die Beförderung auf der Falmouth-Alexandria-Route durch Einsatz stärkerer Dampfschiffe verbesserten, war die Expreßpost nach In­dien, die London vier Tage nach Auslaufen des Dampfers von Falmouth nach Alexandria verließ, sogar in der Lage, diese Schiffe in Malta zur Weiterbeförderung für den Rest der Reise einzuholen 3). 3) Zur Geschichte der Beförderung der englisch-ostindischen Post vgl. u. a. John K. Sidebottom The Overland Mail: A Postal Historical Study of

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