Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)
COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848
Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 149 Obwohl zwischen 1830 und 1840 der Fortschritt im Verkehr mit Indien eindrucksvoll war, gab es in England Stimmen, die erörterten, daß es — da die Beförderung zu Lande schneller war als zur See — umso besser wäre, je weiter man die Indische Post auf dem Landweg durch Europa transportierte. Vor allem redete Waghorn, der sich auf Grund der Propagierung der Überlandroute durch Ägypten eines beachtlichen Ansehens erfreute, nach 1840 einer neuen Route das Wort, die quer über den Kontinent und die Post in einen Hafen am oberen Ende des adriatischen Meeres führen sollte. Waghorns Idee war nicht neu. Schon im Jahre 1835 schlug Carl von Menz, ein Beamter der österreichischen Staatskanzlei, die Errichtung einer staatseigenen Dampfschiffahrtslinie zwischen Venedig und Alexandria vor, die die österreichische Regierung in die Lage setzen würde, an dem wachsenden wirtschaftlichen und postalischen Austausch zwischen London und Indien teilzunehmen. Die Kosten des Dienstes könnten zum Teil durch die Errichtung eines Abkommens gedeckt werden, die britische Post von Rotterdam nach Alexandria über Innsbruck und Venedig in den Orient zu transportieren 4). Wie verlockend auch immer dieser Entwurf ausgesehen haben könnte, die Regierung wies Menz’s Vorschläge mit der Begründung zurück, daß der Staat die ungeheuren Ausgaben, Dampfschiffe zu bauen und eine Linie im Mittelmeer zu betreiben, nicht tragen könne. Außerdem erklärte Fürst Metternich, daß „die gegenwärtige Stellung Englands gegen Österreich uns von Seiten seiner Regierung jenes enge, wohlwollende und vertrauliche Einverständnis, welches eine unerläßliche Vorbedingung der Bewerkstelligung jener Vorschläge seyn müsste, kaum zu hoffen und zu erwarten berechtigt“5). Wie dem auch sei, drei Jahre später unterstützte ein optimistischer Metternich die junge Dampfschifffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd, als sie der britischen Regierung einen ähnlichen Vorschlag für ein Abkommen machte, die Indische Post von Triest nach Alexandria zu befördern 6). Für einige Zeit beurteilte the Mail Route to India (London 1948); Halford Lancaster Hoskins British Routes to India (New York 1928) und Gerald S. G r a h a m By Steam to India in History Today 14 (1964) 301—312; über Waghorn vgl. P. E. Clunn Lieutenant Thomas Waghorn, Pioneer of the Overland Route (London 1894) und G. W. Wheatley Some Account of the Late Lieut. Waghorn, R. N., the Originator of the Overland Mail in Bentley’s Miscellany 27 (1850) 349—357. Side- bottom 67 gibt die durchschnittlich benötigte Reisezeit für die Indische Post während 1838—39 nach dem Osten mit 74 Tagen an; die Reise westwärts erforderte durchschnittlich 64 Tage. Man geht richtig in der Annahme, daß mit Einführung von immer stärkeren Dampfschiffen die Durchschnittszeit während der vierziger Jahre bedeutend reduziert wurde. 4) Vgl. Menz an Metternich, 16. August 1835: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (zitiert HHStA) Administrative Registratur F 38/7 (DampfSchiffahrt). 5) Staatskanzlei an die Hofkammer, 6. September 1835: Finanzarchiv, Wien (zitiert FA) 5717/pp ex 1835. 6) Vgl. Metternich an Lamb, 1. Juli 1838: Public Record Office, London,