Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

Marginalien des 18. Jhdts. zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian 141 quasi incredibili, e pure sono verissime“* 61). Was die Mahnungen aus Wien betrifft, so hat Sperges tatsächlich recht. Vor allem in den späteren Jahren fand Kaunitz immer mehr Anlaß zur Klage, aber auch zu heftigem Tadel. Aus den Beständen der Lombardischen Korrespondenz ließen sich zahlreiche Beispiele bringen62 63). Firmians stets vermittelnde Haltung, die immer mehr zur Passivität wurde, wird wohl auch die Abneigung Josephs II. gegen ihn motiviert haben, auf die Sperges mehrmals an­spielt 8S). Einen Entschuldigungsgrund dürfte man in Wien wohl gekannt, aber nicht ernst genommen haben: Firmians Gesundheitszustand, der schon seit den früheren sechziger Jahren Anlaß zur Besorgnis geben konnte. Was auf den Porträts des Plenipotentiärs wie das Embonpoint eines für seine Gastfreundlichkeit berühmten älteren Herrn aussieht, war in Wahr­heit die ungesunde Aufgedunsenheit eines schwer Magenleidenden64). Charakteristischerweise ist es allein Maria Theresia, die sich um Firmians Gesundheit Sorgen macht und seine Leiden, die Sperges als „incomodo di salute“ qualifiziert, ernst nimmt6ä). Nicht nur die herzlichen Briefe debitae imminutione dictum volo“. Zu den Verzögerungen, die die Aufstellung von aus Sabbioneta stammenden Skulpturen in der Akademie in Mantua erlitt, M/A reo Elogio 71, 76. Auch dem Präfekt der Bibliothek in Mantua, Volta, gegenüber berührt Sperges das Thema dieser Antiken und betont immer wieder seine eigenen Verdienste: „praecipue suasor ego et auctor fueram“. Sperges Centuria 178—182 epist. 93. Zur Berufung Villas als Professor der Geschichte nach Pavia M/V illa Vita 8: „hoc me, fidenter loquor, ductore factum“. 61) M/A reo Elogio 71. 62) Als Beispiel sei ein Brief genannt, in dem Sperges ausdrücklich bemerkt, daß er die Heftigkeit Kaunitz’ abzumildern suche: Sperges an Firmian 1778 Okt. 8, HHStA Italien Spanischer Rat, Lomb. Korr. 176/38. Bisweilen scheint sich Kaunitz mit den Tatsachen abgefunden zu haben: „Egli é pur vero che in ogni cosa l’uomo opera in conseguenza dei suo temperamento e poco ciö stante mi sorprende l’indolenza del mio povero Firmian...“. Wien, Archiv der Akademie der Bildenden Künste, Fasz. 1777 fol. 29. Zit. bei Pascher Sperges 74 Anm. 1. 63) M/Arco Elogio 41; M/Villa Vita 26. — Zu der Ablehnung Josephs II., Firmian finanziell zu unterstützen, s. u. 142. Auch der allerdings nicht unpar­teiische Pietro Verri berichtet ähnlich: „Quando Cesare trovava Firmian in qualche sito pubblico, andava sempre pariare a qualcuno vicino a lui, perché ognuno l’accorgesse che lo vedeva, ma ehe non volea parlargli“. Verri Car- teggi 4, 175. e4) vgl. den Bericht des berühmten Bologneser Arztes Giacomo Bartolomeo Beccari über seine Generaluntersuchung Firmians im Jahr 1760: Firenze, Bib- lioteca Riccardiana Ms. 3491 (Brief Beccaris an Lorenzo Mehus, datiert Bologna 1760 März 21). Der neapolitanische Minister Tanucci empfiehlt ein bestimmtes Mineralwasser mit dem speziellen Hinweis darauf, daß es bei Firmian gute Erfolge gezeitigt habe. Bernardo Tanucci Lettere a Ferdinando Galiani. Con introduzione e note di Fausto Nicolini (Bari 1914) 1, 127. Siehe auch die Wieder­gabe des Autopsieberichtes in C r a c a s Diario ordinario Nr. 787, 1782 Juli 19. 85) M/Arco Elogio 78: „Avvisata da me nel mese d’Agosto 1780 dell’inco- modo di salute, che soffri allora il Conte Firmian: Ah egli é perduto, disse, non camperä piü quest’autunno, lo vedrete“. In den wenigen erhaltenen Brie-

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