Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

142 Elisabeth Garms-Cornides Maria Theresias, sondern auch Sperges’ Randbemerkung geben Zeugnis davon, daß die Kaiserin ihren Bevollmächtigten in Mailand sehr schätzte. Großzügig versuchte sie mehrmals, dem Grafen aus den finanziellen Schwierigkeiten herauszuhelfen, in die ihn sein Mäzenatentum, seine Bibliophilie und seine Vertrauensseligkeit brachten * 66). Von den Biogra­phen panegyrisch gepriesen, finden diese Eigenschaften bei Sperges wohl ein gewisses Verständnis, aber es überwiegt doch das Mißfallen über Auf­wand und Maßlosigkeit selbst in lobenswerten Absichten 67). Die größte Wohltat, die Maria Theresia Firmian erweisen wollte, hat ihr Tod verhindert. Firmian hatte, so erfahren wir von Sperges, um eine einmalige Geldaushilfe von 100.000 Gulden zur Tilgung seiner Schulden gebeten und dafür seine Sammlungen angeboten. Bedauerlicherweise hat Maria Theresia diesen Handel großzügig abgelehnt, sodaß nach dem erbenlosen Tod Firmians dessen beträchtliche Kunstschätze in alle Winde zerstreut wurden 68). Am Tag vor ihrem Tod bestimmte Maria Theresia „con viglietto scritto da suo pugno“, daß Firmian die erbetene Summe aus den Einkünften des Niederländischen Lottos erhalten sollte. Als Sperges Joseph II. wenig später auf diesen letzten Wunsch seiner Mutter aufmerksam machte, soll der Kaiser geantwortet haben, das Geld gehöre dem Staat, „e che il Sovrano non ha il diritto di disporre di essi a suo talento, non essendone il proprietario, ma Tamministratore e deposita­rio“ 69). Daß Maria Theresia Firmians Bitte zu erfüllen bereit war, hat, wie es scheint, keinerlei aktenmäßige Spuren hinterlassen, und so muß man fürchten, daß auch derjenige, dem dies hätte zugute kommen sollen, nie davon gehört hat70). fen Maria Theresias an Firmian findet sich fast immer eine besorgte Frage nach seiner Gesundheit: HHStA Familienkorrespondenz A Karton 37, Briefe Maria Theresias an Graf Firmian. 66) M/V illa Vita 26, 34. S. auch HHStA Lomb. Korr. 176 n.30 a. <*7) M/V illa Vita 23, 35; Areo Elogio 59. 68) Die Vorakten, nämlich ein Schreiben Erzherzog Ferdinands an Maria Theresia, ein Brief Firmians an Kaunitz, mehrere Promemorien, darunter eines von Sperges, in HHStA Staatskanzlei Personalia 6, Graf Firmian. Daß Maria Theresia Firmian die Summe von 100.000 Gulden als Geschenk geben und die Sammlungen sowie die Bibliothek nicht annehmen wollte, erfahren wir nur aus M/A reo Elogio 78. Siehe die Schilderung der Sammlungen bei Johann Jacob Volkmann Historisch-kritische Nachrichten von Italien 1 (Leipzig 21777) 198—299 und den dazugehörigen Ergänzungen von Johann Bernoulli Zu­sätze zu den neuesten Reisebeschreibungen von Italien 1 (Leipzig 1777) 82—85. Der Verkaufskatalog Gabinetto Firmiano erschien in zwei Teilen Mailand 1782—1783. 69) M/A reo Elogio 78. 70) Weder das im HHStA befindliche Protocoll separ, der Handbillets noch das Allgem. tägliche Exhibitions-Protocoll des Jahres 1780 verzeichnen das „viglietto scritto da suo pugno“ Maria Theresias. So kann sich natürlich auch in den Akten der Belgischen Lotterie (HHStA Belgien, Repert. DD Abt. B, 36 und 42 a-b) nichts finden.

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