Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

Marginalien des 18. Jhdts. zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian 137 Außer bei de Gaspari und — in einem anderen Zusammenhang — Jo­seph Maria Thun, der als Ephebaei moderator der jungen Salzburger Adelsakademie Vorstand36 37), läßt Sperges an dem Salzburger Kreis, in den der junge Karl Firmian kam, wenig gute Haare: seine Lehrer sind „uomini oscuri senza nome“, sein Onkel, der Fürsterzbischof, ein „prin­cipe poco illuminato e tutto dato al nipotismo“ S7), der mehr verspricht, als er hält38), dafür aber die Reisen seiner Neffen freigiebig unter­stützt 39) und sich bei Hof mehr Ansehens erfreut, als er verdient40). Karl Firmian spielt — damit hat Sperges völlig recht — in Salzburg neben seinen Brüdern nur eine kleine Rolle41). Nach den Niederlanden und Frankreich bereiste Karl Firmian Italien; während eines kurzen dazwischen liegenden Aufenthalts in Wien soll er zum Hofrat ernannt worden sein, was Sperges energisch bestreitet42 43). Der Bericht Villas über Firmians römische Zeit gibt Sperges Anlaß zu einem Seitenhieb auf das Collegium Germanicum-Hungaricum 4S) und zu der schon erwähnten scharfen Kritik an Orsi. Warum, so fragt er sich, lernte Firmian die Geschichte in wenig geistvollen Gesprächen bei Orsi, statt direkt aus den Quellen44)? Aus Italien zurückgekehrt trat Firmian in den Reichshofrat ein — eine Stellung, die in den Augen unseres Kommentators nicht unbedingt eine geeignete Vorbereitung für die „carriera politica1' war4S). Diese wurde ihm — so die beiden Biographen — während seiner Wiener Zeit in erster Linie durch den Verkehr mit dem Baron Ignaz Wasner zuteil. Dieser hatte sich als Diplomat, insbesondere in England (1739—1749), einen 3«) Cet to Uno storico trentino in Studi trentini 29 (1950) 363; zu Thun bemerkt Sperges: „profervido ingenio, sed eleganti ac generoso, magnaque doc­trina“. M/V illa Vita 16. 37) M/A reo Elogio 14. 38) M/V illa Vita 9. 3») M/A reo Elogio 15. 40) M/A reo Elogio 18. 41) M/A reo Elogio 17. 4Z) M/Arco Elogio 18 und M/Villa Vita 13: „ego autem minime credo“. Hier geht aber Sperges mit seiner Skepsis etwas zu weit. Vgl. Gschließer Reichshofrat (s. Anm. 45) 439. Zu den Reisen Vigils und Karls in die Nieder­lande und nach Frankreich berichtet Villa, daß die beiden in Leyden die Vor­lesungen des berühmten Juristen Vitriarius gehört hätten. Auch hier kann Sperges nicht umhin anzumerken, daß dieser Ruhm schon reichlich verblaßt sei (M/Villa Vita 11). 43) M/V illa Vita 14: „in quo, si theologiam spectas, parum, si elegantiores literas, nihil profecerunt plerique alumni“. 44) M/V illa Vita 15—16. 45) M/A reo Elogio 22; Oswald Gschließer Der Reichshofrat. Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559—1808 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte des ehe­maligen Österreich 33, Wien 1942) 435—436 und 439—440 zu Karl Firmian als Mitglied des Reichshofrats.

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