Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

138 Elisabeth Garms-Cornides Ruhm erworben, über dessen Berechtigung und Dauerhaftigkeit zwischen Villa und Arco einerseits, Sperges andererseits eine gewisse Uneinigkeit besteht46). Im ganzen kommt der freundliche alte Herr, bei dem die „maturitas“ des Geistes gegenüber der „celeritas“ schon überwiegt47), bei Sperges noch wesentlich besser davon als in einem Brief des neapolitani­schen Ministers Tanucci an seinen vertrauten Freund Viviani48). Im November 1753 erhielt Firmian seine Instruktion als Gesandter am neapolitanischen Hof König Karls III. Die ausführliche Studie H. Bene­dikts hat herausgestellt, daß das Hauptziel dieser diplomatischen Mission die für Österreich vorteilhafte Anbahnung einer habsburgisch-bourboni- schen Ehe war49). Auch Sperges war darüber informiert, sodaß er mit Verachtung die großartigen Behauptungen Arcos abtun konnte: Firmians Mission habe die durch einen etwaigen Widerstand Karls III. gefährdete Wahl Josefs II. zum römischen König gesichert, wenn nicht gar ermög­licht 50). Im übrigen, so spottet vielleicht nicht ohne Neid der allzeit 46) Villa Vita 20: „vir omni memoria dignus“. M: „Haec (sc. memoria) Viennae fere iam interiit.“ M/A reo Elogio 23 vermerkt zu Wasner und Bentenrieder ihre „bassa estrazione“, zu Wasners diplomatischen Missionen, er hätte „ai Polacchi forse si, ágii Inglesi nö“ Eindruck gemacht. Firmians Freundschaft mit Wasner, dem er wohl auch seine Anglophilie verdankt, wird übrigens durch das heute erstaunlich anmutende Faktum belegt, daß der alte Diplomat seinem jungen Freund die Akten seiner Londoner Amtszeit vermachte. Diese kehrten mit Teilen von Firmians amtlicher Hinterlassenschaft erst im Nachlaß von Firmians Nachfolger auf dem Posten in Neapel und Mailand, Wilczek, im 19. Jahrhundert nach Wien zurück. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, hg. von L. Bittner2 (Wien 1937) 220. 47) M/V illa Vita 31. 4») Portici, 1757 Okt. 4: Tanucci klagt über das kriecherische Verhalten mancher Toskaner in Wien. „Bindi fá il buffone a Vasner che si diletta di quella voce femminile, e di quelle tante ciarle, e notiziette di mozzi de Camera e di Sagrestia.“ Enrica Viviani della Robbia Bernardo Tanucci ed il suo piú importante carteggio 2 (Firenze 1942) 33. Bindi ist noch später als pfründensuchender Bittsteller in Wien zu finden. Vgl. Der Schriftverkehr zwi­schen dem päpstlichen Staatssekretariat und dem Nuntius am Kaiserhof Antonio Visconti 1767—1774, bearb. von Andreas Cornaro, Herbert Paulhart, Paul Uib- lein, Walter Wagner und Gerhard Winner, Gesamtred. Irmtraut Lindeck- P o z z a (Publikationen des Österreichischen Kulturinstituts in Rom II. Abtei­lung [Quellen], 2. Reihe [Nuntiaturberichte], Graz—Wien—Köln 1970) 455, 471. 49) Heinrich Benedikt Der österreichische Staatsvertrag mit Neapel von 1759 in Festschrift zur Feier des zweihundertjahrigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 2 (Wien 1951) 370—391. so) Arco Elogio 26: „l’alleanza d’Italia... (era) necessaria ... ad agevo- lare l’elezione a Re de’Romani deli’Augusto Erede degli Austriaci stati“ (M: „come mai necessaria?“) „... La conservazione dell’ordine stabilito nell’ Impero Germanico egualmente che la diuturnitä e fermezza della cristiana religione ...“ verlangen nach einem Kaiser aus dem Haus Habsburg (M: „ragioni da allegarsi ad un predicatore“) etc.; in M/Arco Elogio 30 sagt Sperges ausdrück­lich, die Anbahnung der Doppelhochzeit sei Firmians diplomatische Aufgabe ge­wesen, deren Realisierung aber erst in die Zeit seines Nachfolgers gefallen sei.

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