Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

BENNA, Anna Hedwig: Von der erzherzoglichen Durchlaucht zur kaiserlichen Hoheit. Eine Titelstudie

2 Anna Hedwig Henna Fürstentümer und Provinzen eine gewisse Aufwertung, da man sogar daran dachte, sie insgeheim zu bitten, den Kaiser aufzufordern, er möge die österreichische Monarchie zum Erbkaisertum erklären. Allerdings kam dieser Plan, der den Ständen eine gewisse Mitwirkung einräumte, nicht zur Ausführung 2). Unter der österreichischen Monarchie verstand man um 1804 diejeni­gen Länder, die dem Erzhaus erblich zufielen3). Der Begriff Monarchie setzte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts als Bezeichnung für die Ge­samtheit der Königreiche, Länder und Herrschaften des Hauses Öster­reich durch4). In seinen zum Unterricht des Erzherzogs Joseph verfaßten Politischen Anmerkungen zur Deutschen Reichsgeschichte sprach Johann Christoph Freiherr von Bartenstein 5 *) von der österreichischen Monarchie, die aus vielen unterschiedenen, zum Teil verstreuten Stücken zusammen­gewachsen war und aus verschiedenen Nationen von ungleichen Sitten, Verfassungen und Religionen bestand8). Eine ähnliche Auffassung wie Bartenstein vertrat der Hausarchivar Anton Taulow von Rosenthal7). Für ihn bedeutete die Monarchie die Gesamtheit des aus verschiedenen König­reichen, Erzherzog- und Herzogtümern, Markgrafschaften, Fürstentümern, Grafschaften und Herrschaften unter einem Haupt des Erzhauses ver­einigten und künftig unteilbaren Staatskörpers, der „in gleichschätzung gegen die anderen vornehmsten Staaten Europas die österreichische Monarchie genannt wurde8). In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wur­de der Begriff österreichische Monarchie allgemein üblich. Er trat im Sprachgebrauch des 18. Jahrhunderts an die Stelle der seit dem Spätmit­2) Anna Hedwig B e n n a Das Kaisertum Österreich und die römische Li­turgie in MÖStA 9 (1956) 118 Anm. 1. 3) Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (HHStA) Ministerium des kaiser­lichen Hauses Titel und Wappen Kart. 2: Note Graf Leopold Kollowrats an Staatsminister Colloredo, 1804 Juli 6. 4) Alfons Huber- Oswald Redlich Geschichte Österreichs 6 (Gotha 1921) 5; Otto Stolz Wesen und Zweck des Staates in der Geschichte Österreichs in MÖStA Erg. 2/2 (1951) 104; Adam Wandruszka Die österreichische Monar­chie im europäischen Staatensystem in Mitt. d. Oberösterr. Landesarchivs 5 (1957) 90. 5) Zu Johann Christoph Freiherr von Bartenstein (1690—1767) vgl. Anna Hedwig Benna Der Kronprinzenunterricht Josefs II. in der inneren Verfas­sung der Erbländer und die Wiener Zentralstellen in MÖStA 20 (1967) 155—162 und die dort angegebene Literatur. «) HHStA Handschrift W 25/1 (Constantin v. Böhm Die Handschriften des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs [Wien 1873] n. 59/1) fol. 5r; Vor­rede 1754 Juni 1; vgl. Benna in MÖStA 20, 125, 126 Anm. 82, 138, 153, 154. 7) Zu Anton Taulow von Rosenthal (1702—79) vgl. die bei Benna in MÖStA 20, 124 Anm. 68 angegebene Literatur. 8) HHStA Österreichische Akten Böhmen Fz. 103 f Sukzession. — Vgl. Benna in MÖStA 20, 115.

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