Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 435 d. h. einen Plan, den die Armee lange mit Eifer geprüft, dann aber schließlich verworfen hatte. Matsuoka behauptete, daß Japan und Deutsch­land zusammen Sowjetrußland sehr bald besiegen könnten. Matsuoka bestand darauf, den Operationsplan des Süd-Vorstoßes zu verwerfen und besonders auf den von der Armee geplanten Einmarsch in Südindochina zu verzichten. Matsuoka war der Meinung, daß der Süd-Vorstoß für Japan verhängnisvolle Konsequenzen mit sich bringen werde, nämlich den Krieg mit Amerika. Weder der Kriegsminister Tőjő noch der Ministerpräsident Konoye wollten auf Matsuoka hören. Konoye stimmte auf der kaiserlichen Konferenz vom 2. 7. 1941 dem Beschluß eines friedlichen Einmarsches in Südindochina zu e3). Damit wurde der Krieg mit Amerika unvermeidlich. Zu dieser Zeit waren die Armee wie die Marine mit dem eventuellen Beginn des Krieges mit Amerika prinzipiell einverstanden. Matsuokas Vizeminister Öhashi beruft sich in seinem Erinnerungs­werk: „Wie der Pazifische Krieg entstand, die Wahrheit über Matsuokas Diplomatie“, auf die Darstellung Matsuokas, die jener kurz vor seinem Tode für den Tokioter Militärgerichtshof in englischer Sprache verfaßt hatte. Öhashi behauptet, daß Matsuoka den Krieg gegen Sowjetrußland nur deswegen gefordert habe, weil er damit die japanische Armee bremsen zu können glaubte. Matsuoka wußte nämlich genau, daß die Armee auf den Plan eines Krieges gegen Sowjetrußland verzichtet hatte. Matsuoka hoffte, mit seiner Forderung, jetzt Sowjetrußland anzugreifen, was die Armee als undurchführbar abgelehnt hatte, der Armee die Hände binden zu können, d. h. konkret, den geplanten Süd-Vorstoß nach Französisch-Südindochina zu verhindern * 64). Mit diesem Plan hatte Mat­suoka allerdings keinen Erfolg, bald mußte er sein Amt niederlegen. Herzog Konoye, der Matsuoka nicht mehr den gleichen Rückhalt zu geben bereit war wie bei seiner Berufung, demissionierte am 16. 7. 1941, nur um Matsuoka und seine beiden Anhänger, Finanzminister Retsu Kawada und Kolonialminister Kiyoshi Akita, aus dem Kabinett zu verdrängen. Am 18. 7. 1941 bildete Konoye sein drittes Kabinett, diesmal ohne Mat­suoka. Wie oben gezeigt, hatte Matsuoka außer einer kurzen Darstellung für den Tokioter Militärgerichtshof kein Erinnerungswerk hinterlassen. Damit ist die Forschung über Matsuoka nochmals erschwert. Schon die unver­ständlichen Aktionen Matsuokas hindern uns stark, seine wahre Absicht zu erkennen. Durch viele Vorträge Matsuokas aber erkennen wir die Tatsache, daß für Matsuoka die internationale Isolierung Japans, die u. a. durch Matsuokas Austritt aus dem Völkerbund in Genf am 24. 2. 1933 verursacht wurde, einen Alptraum bedeutete. Matsuoka jubelte zum Beispiel in seiner Rede über den Antikominternpakt und sagte, daß «3) „Sugiyama Memo“, S. 243 ff. Nobutaka Ike, a. a. O., S. 64 ff. 64) Öhashi, a. a. O., S. 153 f. 28*

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