Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen
Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 433 Es bleibt die Aufgabe unserer zukünftigen Forschung, festzustellen, wie ernst Deutschland das Ersuchen Japans, zwischen Japan und Sowjetrußland zu vermitteln, behandelte. In der Aufzeichnung des Staatssekretärs für Äußeres, Ernst v. Weizäcker, vom 7. 8. 1940, steht nun folgendes fest: „Der Japanische Botschafter hatte am 1. August einen Meinungsaustausch mit dem Herrn Reichsaußenminister über die gesamtpolitische Orientierung des neuen japanischen Kabinetts angeregt. Seine beiden Fragen waren damals, ob wir den japanisch-russischen Ausgleich noch für gleich wichtig halten, sowie ob uns ein scharfes oder vielleicht gemäßigtes Tempo der antianglosächsischen Politik des neuen japanischen Kabinetts erwünscht sei. Heute kam der Botschafter auf das Gespräch zwischen dem Außenminister Matsuoka und Botschafter Ott zu sprechen. In diesem Gespräch hat Botschafter Ott, nach Kurusu’s Information, wieder sehr deutlich gesagt, daß zwischen Sowjetrußland und Deutschland auch in Zukunft ein Konflikt nicht zu erwarten sei. Japan möge — im Bedarfsfälle auch mit deutscher Hilfestellung — sich doch mit Rußland auch seinerseits arrangieren“ 69). Weiter ist es uns bekannt, daß Ribbentrop die Idee einer Entente zwischen Deutschland, Sowjetrußland und Japan an Molotow, der im November 1940 Berlin besuchte, in Berlin darlegte. Dieser Versuch Ribbentrops scheiterte bekanntlich am Anspruch Sowjetrußlands auf Gebiete auf dem Balkan und in Finnland, was für Deutschland nicht akzeptabel war (III. Anhang, Dokument 2). Japanischerseits glaubte Matsuoka bis zum Ausbruch des deutsch- sowjetischen Krieges am 22. 6. 1941 an die Durchführbarkeit seiner Idee der Achse Berlin—Rom—Moskau—Tokio. Dr. Hubertus Lupke prüft in seinem auf japanischen Akten basierenden Werk: Japans Rußlandpolitik von 1939 bis 1941 80), ob Matsuoka bei seiner Berlin-Reise Ende März und Anfang April den Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Sowjetrußland ahnen konnte. Die Antwort Dr. Lupkes ist negativ61). So gesehen ist die Paktierung mit Stalin am 13. 4. 1941 in Moskau der zweite und letzte Schritt Matsuokas, um seine Idee der Viermächte-Achse zu verwirklichen. Es bleibt für uns zu erörtern, welchen Einfluß diese Haltung Matsuokas auf Stalin ausüben konnte. Es ist möglich, daß Stalin daraus die Konsequenz zog, Deutschland denke nicht an einen Krieg gegen Sowjetrußland. Es wäre kein Wunder, wenn Stalin angenommen hätte, daß Matsuoka volle Unterstützung für seine Rußlandpolitik in Berlin 59) Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918—1945, Serie D, Bd. 10. S. 355. ®°) Hubertus Lupke: Japans Rußlandpolitik von 1939 bis 1941, Band 10 der Schriften des Institus für Asienkunde in Hamburg, Frankfurt am Main—Berlin 1962. «i) Ebenda, S. 119 ff. Mitteilungen, Band 21 28