Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

432 Masaki Miyake Konoye sagt weiter: „Das zweite konkrete Ziel des Dreierpaktes besteht darin, die freund­lichen Beziehungen zwischen Deutschland und Sowjetrußland, die seit der Entstehung des Nichtangriffspaktes bestehen, auf die japanisch-sowjetrus­sischen Beziehungen auszudehnen, und in dieser Weise ihre Verbesserung zu erzielen, und wenn möglich, zur Verbindung zwischen Japan, Deutsch­land und Sowjetrußland zu gelangen und so die Stellung Japans gegen­über England und Amerika zu festigen und dazu beizutragen, den chine­sisch-japanischen Konflikt friedlich beizulegen“ 54 55 *). Die Erklärung Stahmers in Tokio, daß Deutschland bereit sei, zwischen Japan und Sowjetrußland die Rolle eines „ehrlichen Maklers“ zu spielen, festigte besonders die Erwartungen Konoyes und Matsuokas in dieser Richtung 5ä). Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet ist die Absicht Matsuokas und auch Konoyes, die Achse Berlin—Rom—Moskau—Tokio zu erreichen und den Dreimächtepakt zwischen Berlin, Rom und Tokio als ersten Schritt dafür zu benutzen, durchaus illusorisch. Wenn auch die These G. L. Wein­bergs 58) trotz der Kritik von H. G. Seraphim und A. Hillgruber57) an Glaubwürdigkeit nicht viel verliert, war die wirkliche Lage der Weltpolitik doch ganz anders als in den Gedankengängen Matsuokas. Weinberg weist auf die Beschreibung in Haiders Kriegstagebuch vom 31. 7. 1940 hin68). Matsuoka übersah völlig, daß die erneuten Annäherungsversuche Deutschlands, die durch die Entsendung des Sonderbotschafters Stahmer Anfang September nach Tokio bekräftigt wurden, bei Hitler im Zusam­menhang mit dem Verzicht auf eine Landung in England standen, sowie mit dem Entschluß, Rußland den Krieg zu erklären. Einen solchen Ein­druck gewinnen wir, wenn wir der Darstellung Haiders und den Thesen Weinbergs, die auf Haider basieren, Glauben schenken wollen. 5-*) Ebenda, S. 20. 55) Öhata u. Hosoya, a. a. O., S. 263. Vgl. Anm. 78. 56) G. L. Weinberg: Der deutsche Entschluß zum Angriff auf die Sowjet­union, in: „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“, Heft 4/1953. 57) Hans-Günther Seraphim u. Andreas Hillgruber: Hitlers Entschluß zum Angriff auf Rußland, in: „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ Heft 3/1954. Der Hinweis der Autoren auf die Tagebucheintragungen Alfred Rosenbergs vom 24. 9. 1939 in bezug auf die Konzeption des Viermächteblocks Rom—Berlin— Moskau-—Tokio (ebenda, S. 242) ist, trotz der Gegenkritik Weinbergs, daß Rosenbergs Einfluß auf Hitler nichtig sei (ebenda, S. 250 im Schlußwort), von Interesse. 58) Haider Kriegstagebuch, Bearbeitet von Hans-Adolf Jacobsen, Stuttgart 1963, Bd. 2., S. 46 ff. (31. 7. 1940, Berghof). Yoshii interpretiert diesen Passus in bezug auf Japan folgendermaßen: Hitler wollte den Kriegseintritt Amerikas durch Japans Flotte bremsen und den dazu nützlichen Dreimächtepakt schnell mit Japan abschließen (Hiroshi Yoshii: 20 Seiki Gaik6-shi no Ichi Kenkyü, Eine Studie über die außenpolitische Geschichte des 20. Jahrhunderts, Kioto 1964, S. 221).

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