Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 431 bedarf keiner Erwägung, daß die Frage, ob ein Angriff im Sinne des Artikels 3 des Paktes vorliegt, in gemeinsamer Beratung der drei vertragsschließenden Teile entschieden werden muß ... Was die Bezie­hungen zwischen Japan und Sowjetrußland anbelangt, so wird Deutsch­land alles tun, was in seinen Kräften steht, um eine freundschaftliche Verständigung zu fördern, und wird zu diesem Zweck jederzeit seine guten Dienste zur Verfügung stellen.“ Prof. Meskill sagt dazu noch, daß in der gesamten ihr zugänglichen diplomatischen Korrespondenz zwischen den Regierungen Deutschlands und Japans kein einziges Mal auf den geheimen Notenwechsel Bezug genommen wurde. Sie sagt weiter: „Es ist in der Tat fraglich, ob das Auswärtige Amt (in Berlin) von den geheimen Zusagen Kenntnis hatte. Ott überließ es seinerzeit dem nach Berlin zurückkehrenden Stahmer, die Regierung von dem Austausch der geheimen Noten zu verständigen. Es ist höchst zweifelhaft, daß dies geschah“ 50). Andererseits ist uns durch die Akten des deutschen Außenministeri­ums bekannt, besonders durch das Telegramm vom 19. September 1940 des Reichsaußenministeriums an die Botschaft in Italien, daß Ott und Stahmer gegen dieses geheime Zusatzprotokoll „verschiedene Einwände“ erhoben51 52). Matsuoka konnte diese Einwände mit der Begründung beseitigen, daß dieses Geheimprotokoll für den Kronrat und für die japanische Marine, die bisher immer gegen eine Paktierung mit Berlin war, unentbehrlich wäre. Nur mit diesem Geheimprotokoll könne Matsuoka die Einwände des Kronrats und der Marine besänftigen, so behauptete Matsuoka gegen­über Ott und Stahmer. Die beiden deutschen Botschafter mußten nach­geben, um überhaupt den Dreierpakt realisieren zu können. Ott gab zu diesem Geheimprotokoll seine Unterschrift, ohne die Einwilligung des Reichsaußenministeriums einzuholen62). In gleicher Richtung mit Saitö und Meskill stehen die „Konoye Memoiren“. Konoye behauptet in seinem Memoirenwerk „Meine Bemühun­gen um Frieden“, besonders in Teil b) über den Dreierpakt, daß die konkreten Ziele Japans in dem Pakt mit Berlin und Rom lägen: erstens, den Kriegseintritt Amerikas zu verhüten und so die Ausdehnung des Krieges zu umgehen, zweitens, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Sowjet­rußland zu erreichen53). so) Meskill, a. a. O., S. 186 f. 51) Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Serie D. Bd. 11, Teil 1, S. 105 ff. 52) Meskill, a. a. O., S. 187. Vgl, Ernst L. Presseisen, a. a. O., S. 263 u. Öhata u. Hosoya, a. a. O., S. 218 f. 53) Fumimaro Konoye: Heiwa e no Doryoku (Meine Bemühungen um Frie­den), hrsg. von Hashikawa, Tokio 1965, S. 19.

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