Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 429 Amerikas zu erreichen, sind wir in der Lage, die jetzige weltpolitische Konstellation, soweit Sowjetrußland noch keineswegs feindlich zu den kapitalistischen Staaten steht, auszunutzen. Die Beziehungen zwischen Japan und Sowjetrußland sind aber momentan in einer höchst kritischen Situation, fast als Vorabend eines Krieges zu nennen. Ohne die Vermitt­lung eines dritten Staates ist die Verbesserung der Beziehungen zwischen Japan und Sowjetrußland ausgeschlossen. In diesem Sinne ist es möglich, Deutschland zu benutzen. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir ausschließ­lich den Frieden zwischen Japan und Amerika als Ziel im Auge haben. Es geht uns nicht um Deutschland, nicht um Sowjetrußland, sondern um den Frieden mit Amerika. Ebenfalls müssen wir beachten, wie eifrig unsere Armee für das Bündnis mit Deutschland plädiert. Viele Beispiele zeigen, daß alle die politischen Ideale und außenpolitischen Taktiken verlorenge­hen müssen, wenn die Politiker sich in Japan direkt gegen die Armee behaupten wollen. Im Einklang mit den von der Armee verlangten Maßregeln zu stehen, trotzdem jedoch diese Maßregeln heimlich zu revi­dieren, ist eine gegebenenfalls nötige Taktik. Nur so sind wir in der Lage, unsere Staatspolitik gegen ihre Ausschweifungen zu bremsen. Die Tatsache, daß die Miltärs einfache Köpfe sind, erlaubt uns eine solche Taktik. Eine solche Wendung der Staatspolitik, die ich meine, stellt diese neue Taktik auf der Basis der Verschmelzung der Außen- und Innenpolitik dar. Zwar weiß ich genau, daß eine Politik, die einen dritten Staat und unsere Armee trügt, keineswegs lobenswert ist; die bedrängte und gefährliche Lage, in der sich unser Staat befindet, erfordert schon ein solches Vor­gehen“ 46). Nach Saitö war gerade dies die Haltung Matsuokas, der die Einreise des Sonderbotschafters von Ribbentrop, Heinrich Stahmer, in Tokio erwar­tete. An anderer Stelle gibt Saitö Matsuokas Gedankengänge noch konkre­ter wieder: „Für den Frieden im Pazifik ist es absolut notwendig, so meinte Matsuoka, daß die drei Mächte, Amerika, China und Japan in friedlicher Zusammenarbeit stehen. Zur Lösung des dazu höchst schädlichen Konflikts zwischen China und Japan gibt es keinen anderen Weg als den Rückzug der japanischen Armee aus China. Wenn man aber direkt von der japa­nischen Armee den Rückzug der Truppen aus China fordere, werde man keinen Erfolg haben. Also müsse man einen Umweg einschlagen. Nach Matsuokas Meinung ist der Friede zwischen China und Japan nur dann möglich, wenn Amerika zwischen beiden Staaten vermittle. Um das durch Japans Außenpolitik verärgerte Amerika zu dieser Vermittlung zu bewe­gen, sei aber ein isoliertes Japan zu schwach. Um aus dieser internatio­nalen Isolierung seit der Mandschurei-Affäre von 1931 herauszukommen, «) Saitö, a. a. O., S. 102 f.

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