Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 423 lichkeit einer engeren Verbindung zwischen Deutschland und Japan als jener, die in einem etwas vagen und ideologisch getarnten Antikomintern­pakt zum Ausdruck kam. Hier begannen die langwierigen Verhandlungen zwischen Berlin und Tokio mit der Absicht, den Dreierpakt im Sinne eines Militärbündnisses zu verwirklichen 36). Es ist umstritten, welche Seite die erste Initiative zum Dreierpakt ergriff. In der Polemik gegen F. C. Jones und Mario Toskano 37) behaup­tet Theo Sommer 38), daß Ribbentrop der eigentliche Initiator sei und man mehr Gewicht auf dessen Exposé „Notiz für den Führer“ vom 2. 1. 1938 legen solle 39). Unberührt von der Frage aber, welche Seite der erste Initiator war, Berlin oder Tokio, bleibt die Tatsache, daß für die japanische Armee dieser Vorschlag zum Dreierpakt durchaus wünschenswerter Natur war. Das Hauptanliegen der führenden Schicht der Armee bestand am Anfang darin, durch dieses Bündnis die Weltlage zugunsten Japans zu ändern und dadurch die Beendigung des endlos dauernden Krieges mit China zu beschleunigen. Kriegsminister Seishirö Itagaki brachte die Idee eines Dreierbundes in Form eines Militärbündnisses zum ersten Mal im Sommer 1938 während des ersten Konoye-Kabinetts (1937—1939), als er am 3. 7. 1938 ein Exposé mit dem Titel: „Jikyoku Gaikő ni kansuru Rikugun no Kibö“ (Die Wünsche der japanischen Armee in Bezug auf die Diplomatie) darbot, vor. Hierin verlangte Itagaki ein Militärbündnis mit Deutschland gegen Sowjet­rußland und ein Geheimabkommen mit Italien mit dem Zweck, England abzulenken40). Itagaki blieb als Kriegsminister in dem darauffolgenden Hiranuma-Kabinett. Der ebenfalls gebliebene Außenminister Hachirö Ari- ta stand in scharfem Widerspruch zu Itagaki im Hinblick auf die Frage des Dreierpaktes. Während seiner kurzen Amtszeit vom 5. 1. 1939 bis zum 30. 8. 1939 berief der Ministerpräsident Baron Kiichirö Hiranuma 74mal die Kabinettssitzung von fünf repräsentativen Ministern ein, um die von Kriegsminister Itagaki vertretene Anregung der Armee, ein Militärbündnis mit Berlin und Rom zu schließen, näher zu erörtern, ohne aber zu irgend­einer Lösung zu kommen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Außenminister Arita und Marineminister Mitsumasa Yonai einerseits und 3«) Tokushirö Öhata u. Chihiro Hosoya: Tailheiyö Senso e no Midii, 5. Sangoku Domei, Nisso Chüritsu Jöyaku (Der Weg in den Pazifischen Krieg, Bd. 5., Das Dreimächtebündnis und der russisch-japanische Neutralitätsvertrag), Tokio 1963, S. 59 ff. 37) F. C. Jones: Japan’s New Order in East Asia. Its Rise and Fall 1937—1945, London 1954. Mario Toskano: Le origini diplomatiche del patto d’acciaio, 2. Aufl., Florenz 1956. 38) Theo Sommer: Deutschland und Japan zwischen den Mächten 1935-—1940, Vom Antikominternpakt zum Dreimächtepakt, Tübingen 1962. 3») Ebenda, S. 96 ff. 4(|) Öhata u. Hosoya, a. a. O., S. 62 ff.

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