Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714
Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 15 Merode-Westerloo hatte auch erfahren, daß Marlborough und Bergeyck seit sechs Monaten einen regen Briefwechsel unterhielten. Er befürchtete als Folge davon größere oder kleinere Gebietsverluste für die spanische Monarchie. Er wußte sogar, daß Marlborough einige Millionen vom Versailler Hof erhalten hatte; auch dem schlechten Einfluß Cadogans war er sehr zugänglich. Jedoch schien er die Absicht zu haben, noch einen weiteren Feldzug zu unternehmen. Vor der Ankunft von Unterhändlern Ludwigs XIV. in Brüssel hatte er diese Stadt in aller Eile verlassen. Von den Vertretern der Generalstaaten, die nach Lille gereist waren, sollte der Schatzmeister in Hai nächtliche Besprechungen mit Bergeyck gehabt haben. Während einige behaupteten, der Erzherzog würde in den Besitz der gesamten spanischen Monarchie mit den Grenzen des Pyrenäischen Friedens von 1659 gelangen, war Merode-Westerloo sehr mißtrauisch gegenüber den Generalstaaten. Mit ihrer festen Unterstützung könne er zwar dies Ziel erreichen, doch müsse er dann sehr schwierige Verhandlungen mit ihnen beginnen. Dem Träger dieses Briefes hatte Merode-Westerloo die höchste Eile empfohlen, damit der Erzherzog auch durch andere als durch Marlborough Bericht über die Lage in den südlichen Niederlanden erhalte. Zwar müsse man diesem scheinbares Vertrauen zeigen, doch würde der Erzherzog besser möglichst bald einen Vertrauensmann bestimmen, um seine Interessen in den katholischen Niederlanden zu wahren. Der Tod Quiros war ein großer Verlust für Österreich, zumal niemand wagte, etwas zu unternehmen. Mit Vertretern der Generalstaaten hatte Rouillé in Antwerpen Besprechungen, die in der Abtei Tongerloo fortgesetzt werden sollten. In Amsterdam sollten diese dem Großpensionär Heinsius Bericht erstatten. Mit den Generalstaaten hatte Marlborough Streit wegen seiner Ernennung zum Gouverneur der südlichen Niederlande, trotzdem er sie darauf hingewiesen hatte, daß auch er Protestant war. Die Ausplünderungen und eigennützigen Verkäufe von Ämtern, die er in den katholischen Niederlanden betrieb, die Eifersucht zwischen London und dem Haag, die anmaßende Haltung und die Erpressungen von Cadogan und die Abneigung gegen einen Engländer, der über eine Ernennung zum Gouverneur dieser Provinzen verfügte, verstärkten die Neigung der Generalstaaten, sich mit Ludwig XIV. zu einigen. Mit diesen hatte auch Cadogan Streit wegen eines Briefes, den der Erzherzog an den Holländer van den Bergh geschrieben hatte, um ihn wegen seiner Korrespondenz mit Versailles zu tadeln. Der Holländer hatte Merode-Westerloo darauf erklärt, er wisse genau, daß Marlborough allein nach dem letzten Feldzug 1 600 000 Gulden nach England geschickt habe. Hierauf war zu entgegnen, daß diese Ausbeutung zum Schaden des Erzherzogs und seiner zukünftigen niederländischen Untertanen ge-