Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

14 Alphonse Sprunck land abgewartet hatten, um Schwierigkeiten von seiner Seite zu vermei­den. Immerhin hoffte Hortiz, die Holländer würden die Angebote Lud­wigs XIV. nicht ernst nehmen und sie jedenfalls den andern Verbün­deten mitteilen, die wenigstens noch einen weiteren Feldzug unternehmen müßten. Trotz der großen Schwäche seines Landes konnte Ludwig XIV. die Anstrengungen und Erfolge seiner Gegner durch einen Sonderfrieden mit den Generalstaaten vereiteln. Vielleicht hatte Merode-Westerloo schon hierüber Berichte nach Barcelona gesandt; Hortiz sah ihn als einen erge­benen Anhänger Österreichs an, doch waren seine Vorschläge manch­mal zu heftig. Mit Erlaubnis des Erzherzogs hätte Merode-Westerloo im März 1709 gerne ein neues Regiment Kavallerie ausgehoben oder das seine ver­stärkt; für diesen war es wichtig, in den niederländischen Provinzen mög­lichst viele Truppen zu unterhalten, trotz dem Widerstand der Seemächte. Am 7. März meldete er Kellers, Vertreter der Generalstaaten hätten sich mit ihrem Hauptschatzmeister Hop nach Lille begeben; da am selben Tag Rouillé und Bergeyck von Brüssel abgereist waren, wollten sie wahr­scheinlich mit den Holländern Unterredungen pflegen. Ende Februar waren einem Kurier von Merode-Westerloo Briefe für Barcelona zwischen Aachen und Maastricht durch maskierte Banditen ab­genommen worden. Er hatte erfahren, daß van der Gote Kenntnis von deren Inhalt hatte. Deshalb sandte er von mehreren seiner Briefe Du­plikate an Kellers. Am 15. März schrieb er diesem, die Generalstaaten seien auch deshalb zum Frieden geneigt, weil sie über den stolzen, selbst­süchtigen, sogar frechen Cadogan und den eigennützigen Marlborough sehr ärgerlich wären. Sie wollten der Königin von England die Friedens­vorschläge Ludwigs XIV. übermitteln, bevor noch ein Ort für den Kongreß bestimmt war. Auch hatten sie ihrem General d’Albemarle verboten, mili­tärische Operationen auszuführen, obwohl seine Truppen dem Oberbefehl Marlboroughs unterstellt waren. In Mons war Max Emanuel schon unterrichtet, daß Prinz Eugen bald allein das Kommando in Flandern und Brabant übernehmen würde. Immerhin bereiteten die Generalstaaten einen neuen Feldzug vor, sodaß Merode-Westerloo annahm, mit Geduld, Klugheit und einer genauen Kenntnis der Interessen des Erzherzogs ließen sich noch manche Fehler ausgleichen. Aus Meldungen, die er erhalten hatte, glaubte Merode-Westerloo schließen zu können, daß die Generalstaaten mit Frankreich wegen des Königreiches Neapel verhandelten. Durch ein Abkommen zwischen dem Kaiser und Erzherzog Karl sollte dieser Neapel erhalten, während die Holländer von den katholischen Niederlanden Termonde, Ostende und noch andere Plätze erhalten wollten, unter Bedingungen, die sie ihm aufdrän­gen würden. Erzherzog Karl mußte wohl auf seiner Hut sein und dem Kaiser durch einen Vertrauensmann die Lage in den südlichen Nieder­landen klarstellen lassen.

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