Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 13 mit d’Harcourt am Rhein, Berwick in der Dauphiné und Savoyen, der Herzog von Orléans am Rhein kommandieren würden. In den Niederlanden war die Kavallerie der Verbündeten in schlechtem Zustande, die Infanterie auch nicht besonders gut; für die Truppen, die in Quartieren lagen, war es unmöglich, das nötige zu beschaffen. Für den Beginn eines neuen Feldzugs war noch kein Stüber ausbezahlt worden. Merode-Westerloo ersuchte Kellers, dem F.rzherzog zu erklären, daß er mit allen seinen Bemühungen bei der Verwaltung der Seemächte nur das Gegenteil erreicht und auf fünf oder sechs Anfragen überhaupt keine Antwort erhalten hatte. Marlborough wollte die Infanterie, die während des letzten Feldzuges gar nichts gelitten hatte, wieder auf guten Fuß setzen. Ein Mitglied der Generalstaaten hatte Merode-Westerloo die Friedenspräliminarien mitgeteilt, die Rouillé14), der Vertreter Lud­wigs XIV., nach dem Haag bringen würde. Der Herzog von Anjou würde Spanien samt den südamerikanischen Kolonien und sämtlichen Inseln des Ozeans und des mittelländischen Meeres Erzherzog Karl überlassen. Über die katholischen Niederlande sollten die Generalstaaten nach ihrem Be­lieben verfügen. Merode-Westerloo nahm an, es sei höchste Zeit, daß der Erzherzog einen Vertrauensmann bestimme. Rouillé hatte sich in Hai vierzehn Stunden mit Bergeyck 15) unterredet und war dann nach Mons zum bayrischen Kurfürsten zurückgekehrt. Sicherlich waren die Verhand­lungen schon weit gediehen. Marlborough war nach England gefahren; Cadogan, der ihn bis Antwerpen begleitet hatte, war nach Brüssel zu­rückgekehrt. Merode-Westerloo bezweifelte, ob die Verhandlungen in Hai ohne Wissen Max Emanuels statt gefunden hätten; jedenfalls war Rouillé von Versailles gekommen, ohne in Mons durchzureisen. Hortiz zeigte sich in dem teilweise chiffrierten Brief an Kellers vom 15. März sehr besorgt wegen der Bemühungen der Franzosen, Frie­den zu schließen. Von den Generalstaaten hatten sie schon Pässe für Rouillé und Cousin erlangt. Jener war Gesandter in Portugal und Ver­trauensmann Ludwigs XIV. beim bayrischen Kurfürsten, Cousin galt als sehr geschickt. Die beiden waren vor sechs Tagen durch Brüssel nach Ant­werpen gereist. Dort oder an einem benachbarten Ort sollten sie sich mit den Vertretern der Generalstaaten treffen. Von diesen Verhandlungen erwartete Hortiz nichts Gutes für Öster­reich, da die Holländer sorgfältig die Abreise Marlboroughs nach Eng­14) Roullier im Text. is) Als Schatzmeister von Max Emanuel während dessen Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden hatte Jan van Brouchoven Graf Bergeyck wich­tige Pläne für den wirtschaftlichen Aufschwung dieser Provinzen ausgearbeitet. Pirenne, S. 41 f. und van Kalken S. 115. Da er über viele Beziehungen in den Städten Gent und Brügge verfügte, versuchte Ludwig XIV. vergeblich mit seiner Hilfe 1708 einen Aufstand hervorzurufen. Im Jahre 1711 beauftragte er ihn, im Namen des Herzogs von Anjou mit den Seemächten zu verhandeln. Bio­graphie Nationale de Belgique, Band 3, S. 99—102.

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