Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714
12 Alphonse Sprunck wirrung an 12). Von dem Recht, Abteibrote in den katholischen Niederlanden zu gewähren, hatte Philipp von Anjou Gebrauch gemacht, aber die Seemächte hatten diese Vergünstigungen ihren Nutznießern entzogen. Hortiz war der Ansicht, Erzherzog Karl solle ebenfalls von diesem Recht Gebrauch machen und es sich nach der Herstellung seiner vollen Souveränität in diesen Provinzen von Rom bestätigen lassen. Am 1. März hatte Merode-Westerloo wahrscheinlich von einem Mitglied der Generalstaaten brieflich erfahren, Max Emanuel habe Friedensvorschläge nach dem Haag gesandt; seine Reise von seiner Residenz Mons nach Versailles hatte er aufgeschoben. Prinz Eugen sei beauftragt, sie nach Wien zu bringen, während Marlborough, der im Haag geweilt hatte, sie seiner Königin übermitteln sollte. In einem Brief vom 5. März an Kellers warf Merode-Westerloo die Frage auf, ob Frankreich nicht auch durch den Verlust von Eroberungen für die es seit fünfzig Jahren beständigen Krieges hohe Opfer gebracht hatte, zu einem neuen Revanchekrieg angefeuert würde. Seine Ansicht war, Spanien habe durch Abtretung eines Teils des Herzogtums Mailand 13) an den Herzog von Savoyen genügend Opfer gebracht und würde durch größere Zugeständnisse in die Unmöglichkeit versetzt, anderen Staaten Europas in ihrem Abwehrkampfe gegen Frankreich wertvolle Dienste zu leisten. Am 7. März sandte er an Kellers einen Originalbericht über Friedensvorschläge des Versailler Hofes, die er erhalten hatte von einer Person, die ihm schon andere wichtige Mitteilungen gemacht hatte. Auf anderem Wege hatte er erfahren, Ludwig XIV. wolle Philipp von Anjou aus Spanien abberufen. Die einen behaupten, dieser würde nur seinen Königstitel bewahren und eine angemessene Pension erhalten; andere glaubten, er würde Sizilien als Königreich behalten. Sicherlich hatte der bayrische Kurfürst Friedensvorschläge gemacht. Nach einem Gerücht waren Emissäre zu ihm nach Mons gereist, und Merode-Westerloo hatte sogar Meldungen erhalten, ein Bruder des Grafen d’Ursel sei unter ihnen gewesen. Marlborough war am 7. März nach Ostende abgereist; Merode- Westerloo vermutete, er wolle seiner Regierung Vorschläge machen. Die Seemächte hatten in den niederländischen Provinzen den Bestand ihrer Truppen seit dem verflossenen Jahr um 1600 Mann vermehrt. Aus dem Reich wurden 3500 Mann sächsischer, 5000 preussischer Truppen, zwei Bataillone von Wolfenbüttel, ein Bataillon von Holstein-Gottorp, sowie 1144 Schweizer erwartet. Aus Briefen, die Merode-Westerloo aus Paris erhalten hatte, ging hervor, daß im nächsten Feldzug der Dauphin mit dem Herzog von Berry und Villars in Flandern, der Herzog von Burgund 12) Über den Jansenismus in den südlichen Niederlanden: Pirenne, S. 46 f. und 72. 13) Über die Abkommen betreffend das Herzogtum Mailand: Redlich, S. 72.