Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714
Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 11 Durch den Tod Quiros’ waren seine schon weit fortgeschrittenen Verhandlungen abgebrochen worden, Erzherzog Karl zum König der katholischen Niederlande ausrufen zu lassen. Nach dessen Abreise nach Bad Aachen hatte Hortiz auf seinen Befehl Marlborough daran erinnert; dieser hatte ihm versichert, nach seiner Rückkehr nach dem Haag würde er sich darum bemühen und er sei des Erfolges beinahe sicher. Seither hatte Hortiz nichts mehr über diese Angelegenheit vernommen. Der Staatsrat beging auf diese Weise einen Fehler, da bei einem militärischen Rückschlag die Bevölkerung der katholischen Niederlande über keinen rechtmäßigen Herrscher verfügte und somit tun konnte, was ihr paßte. In Brüssel wurde versichert, die Generalstaaten hätten den Ständen der einzelnen Provinzen die Friedensvorschläge von Versailles mitgeteilt, um ihr Gutachten zu erfahren; höchstwahrscheinlich würden diese sie verwerfen, um ganz Europa einen dauerhaften Frieden zu sichern. Die Franzosen behaupteten, der Herzog von Orleans würde sich bald nach Katalonien begeben, um die Belagerung von Gerona zu beginnen. Aber Hortiz wußte aus sicherer Quelle, daß die französischen Minister in Folge der Nachrichten über die schlechte Lage in Madrid und anderwärts nicht an ein solches Unternehmen dachten und alle Operationen auf die Verteidigung beschränken wollten, da Frankreich in höchster Bedrängnis war 10). Wie Quiros bedauerte auch Hortiz, daß die Seemächte keinerlei Anstalten trafen, um Spanien von den Franzosen zu befreien, da besonders die Generalstaaten glaubten, ihre Macht wäre beim Friedensschluß um so stärker, je schwächer die des Erzherzogs wäre. Deshalb wollten sie ihn nicht als Herrn von Spanien sehen. Da der Streit zwischen dem Kaiser und dem Papst geregelt war 11), schrieb Hortiz am 1. März 1709 an Kellers, Erzherzog Karl müsse von Clemens XI. die Bischofsitze von Antwerpen und Brügge für ergebene Anhänger Österreichs und auch für sich selbst die Einkünfte dieser beiden Bistümer während der Sedisvakanz erlangen, ohne Rücksicht auf ältere Traditionen. Merode-Westerloo war der Ansicht, am besten würde Erzherzog Karl solche Ernennungen aufschieben bis zur Herstellung seiner vollen Souveränität in den niederländischen Provinzen, um nicht genötigt zu sein, sich nach dem Gutdünken der Seemächte zu richten. Der Jansenismus richtete damals in den katholischen Niederlanden viel Verdéi Rey, y poner al de Francia en él de no poder inquietar la Europa en mucho tiempo.“ u>) Über die Lage in Spanien und die Absicht Ludwigs XIV., seine Truppen von dort zurückzuziehen: Baudrillart, S. 340. ii) Über die Beilegung des Konfliktes zwischen Kaiser Josef und Papst Clemens XI. im Januar 1709, Redlich S. 99 f. Über die Verhandlungen, die im Kardinalskollegium geführt wurden, berichtet ausführlich die Nummer der C. C. P. E. vom Mai 1709, S. 321.