Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 20. (1967)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Alphonse Sprunck 2 Fuencalada hatte zuerst geplant, dem englischen Staatssekretär dieses Schriftstück zu überweisen, dem er auch weitere Erklärungen geben wollte. Aber dieser hatte seiner Audienz bei der Königin Anna beigewohnt; Fuencalada hatte der Herrscherin genügend über alle seine Sorgen geredet. Im Haag und in London war man wegen des Feldzuges gegen Neapel über den Wiener Hof sehr ärgerlich, da man dort behauptete, durch den Einsatz aller Kräfte gegen Toulon hätte Frankreich bezwungen werden können. Ohne das zweifelhafte Unternehmen gegen Neapel hätte der Erzherzog sofort Hilfe für Katalonien erlangt. Kellers hatte Quiros in einen Brief vom 3. Juni gemeldet, der Wiener Hof befürchte Verhand­lungen der Generalstaaten mit Frankreich und wolle deshalb nicht ab- lassen von der Eroberung eines Landes, das als Schild Spaniens gelten könne. In einem Gespräch mit dem Grafen Goess und Heinsius hatte dieser ärgerlich seinen Hut auf den Boden eines Schiffes geworfen und Fuencalada erklärt, durch die Einnahme von Toulon würde die fran­zösische Marine total ruiniert werden und Ludwig XIV. müsse um Frieden bitten. Der Erzherzog durfte sicher sein, daß die Engländer und Holländer nur im Falle äußerster Erschöpfung der österreichischen Monarchie im Besitze von Neapel und Sizilien belassen würden, um ihren sehr wichtigen Handel mit dem vordem Orient nicht zu ver­lieren. Bis zu einem günstigen Ausgang des Unternehmens gegen Toulon konnte Zinzerling weiter nichts als Versprechen von Seiten der Seemächte erlangen; im Falle eines Mißerfolges würden diese den Wiener Ministern alle Verantwortung aufladen, da diese eine Abteilung Truppen gegen Neapel gesandt hatten. Nach der Niederlage bei Almansa hatte in London ein geheimer Kriegsrat stattgefunden über die Frage, ob man Katalonien aufgeben solle oder nicht. Die meisten Teilnehmer hatten behauptet, der Krieg in diesem Lande sei zu kostspielig, man könne die Franzosen leichter von Portugal aus angreifen. Vier Monate lang war der Kriegrat unent­schlossen. Daher befürchtete Fuencalada, im Falle eines Mißerfolges vor Toulon würde ein Plan des Kaisers, den dieser kurz vorher seinem Residenten Hoffman übersandt hatte, nicht ausgeführt werden. Dieser hatte den Entwurf davon Fuencalada am 22. August gezeigt; er wußte noch nicht, wann er ihn den englischen Ministern vorlegen würde. Darin wurde um die rasche Entsendung von 9000 Mann nach Katalonien und eine baldige Antwort auf diesen Vorschlag gebeten. Die Wiener Mini­ster hatten auch darin zu verstehen gegeben, es sei besser, diese Streit­kräfte zuerst zur Eroberung von Neapel, Sizilien und der Inseln des Mittelmeeres zu verwenden. Damit hatten die Wiener Minister einen Fehler begangen, zumal da sie die Kosten für die Wieder er oberung der Königreiche Aragon und Valencia übertrieben hatten. Hierüber hatte Fuencalada von Quiros

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