Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 20. (1967)

BRETTNER-MESSLER, Horst: Die Balkanpolitik Conrad von Hötzendorfs von seiner Wiederernennung zum Chef des Generalstabes bis zum Oktober-Ultimatum 1913

226 Horst Brettner-Messler Nach der Aufhebung der Ausnahmsgesetze für B. H. D. dachte man auch an eine Entlassung der einberufenen Nichtaktiven. Da Conrad wußte, daß die lange Untätigkeit demoralisierend auf die kriegsbereiten Truppen wirkte, stimmte er der Demobilisation zu. Als Berchtold gegen die Verminderung der einberufenen Nichtaktiven wegen ungünstiger Rückwirkungen auf Bulgarien protestierte, erklärte sich Conrad bereit die Aufrechterhaltung der Stände zu befürworten, wenn dies eine Vereinigung Rumäniens mit Serbien zu verhindern könne und Bul­gariens Haltung unterstützen würde 5S). Die in diesen Tagen eintreffenden Nachrichten ließen bereits mit aller Deutlichkeit die neue Mächtegruppierung erkennen. Am 23. Mai berichtete Gellinek aus Belgrad: „Man spricht von einem neuen Balkan­bund, von einer serbisch-griechischen Militärkonvention, propagiert einen Anschluß Serbiens an Rumänien und eine Annäherung an die Türkei. Aus der Fülle dieser Nachrichten läßt sich nur eine verläß­liche Folgerung ziehen: Daß der serbische Standpunkt nach wie vor darin gipfelt, die eroberten Teile Makedoniens gegenüber bulgarischen Forderungen eventuell auch mit Waffengewalt festzuhalten“ * 53 54). von Bosnien aus in Pension gehe. Der Wagen stehe an der Station längst schon bereit.“ b) „Narod“ Nr. 294 vom 21./8./Mai 1913: „Leitartikel ,Zwei Typen und ein Regime1, der von der Staatsanwaltschaft vollinhaltlich gestrichen und die Nummer konfisciert wurde führt aus, dass der nur formell aufgehobene Ausnahmszustand nur die Konsequenz eines Regimes sei, dessen Repräsentanten zwei ausgeprägte Typen der österr[eichi- schen] traditionellen Politik seien ... Diese beiden Typen seien der Minister von Bilinski und H[err] v. Potiorek, der Eine nur ein ausroutinierter österr[eiehischer] Politiker und der Andere nur ein General. H[err] v. Bilinski habe als österr[eichischer] Finanzminister nur mit Hinterkulissenmachinationen und unerlaubten Mitteln gearbeitet. Als gern. Finanzminister bei der Erörterung des Eisenbahnprogrammes habe er den gefügig sein wollenden Abgeordneten offen persönliche Vorteile in Aussicht gestellt und dadurch der Korruption Tür und Tor geöffnet. Wenn Staatspolitik soviel bedeute als — einerseits charakter­lose Personen um sich sammeln, andererseits die Volksmänner offen verfolgen — dann habe H[err] v. Bilinski eine erfolgreiche Politik geführt. F. Z. M. Potiorek als eine Art Vize-König von B. H. und Soldat sei gewohnt in jedem Zivilisten Subordination und Gehorsam zu sehen, ein Pferd höher als einen Menschen zu bewerten, weshalb er hier ein unerträgliches, un­humanes Regiment etabliert habe.“ Siehe auch: A. M. D. Ill: S. 371 ff. 53) A. M. D. Ill: S. 324f. (Brief Conrads vom 23. V. 1913), S. 329 (Unterre­dung Conrads mit Berchtold und Bardolff am 24. V. 1913), S. 351 f. (Note Berch- tolds an das K. M. vom 24. V. 1913, Nr. 2434, sowie Conrads diesem Schriftstück beigefügte Note vom 26. V. 1913, Geh. Nro. 170). Siehe auch Hantsch: Graf Berchtold II S. 428. 54) K. A.: Ch. d. Gstbs., Evb., Fasz. 5540. Bericht Gellineks vom 20. V. 1913, Res. Nr. 168, präs Ch. d. Gstbs. 23. V. 1913. Ges. A. M. 14. VI, 1913, Evb, Nr. 2495). Ebenda: Bericht Laxas vom 20. V. 1913, Res. Nr. 141, präs. Ch. d. Gstbs.

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