Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 20. (1967)
BRETTNER-MESSLER, Horst: Die Balkanpolitik Conrad von Hötzendorfs von seiner Wiederernennung zum Chef des Generalstabes bis zum Oktober-Ultimatum 1913
212 Horst Brettner-Messler 2. Die Bewilligung der Geldmittel für den vollen Umfang des Pferdekaufes — 12,9 Millionen —, 3. die Bewilligung von 5 Millionen für Cattaro. 4. Die Erhaltungskosten für die beschafften Pferde, sowohl für April als Mai. Auf die Einberufung des dalmatinischen Landsturms wird infolge der Ausführungen des k. k. Ministerpräsidenten verzichtet76). Da Conrad durch Krobatin erfahren hatte, daß sich Berchtold noch am 1. V. gegen die Einberufung der Nichtaktiven Bosniens, der Herzegowina und des dalmatinischen Landsturmes ausgesprochen hatte, richtete er am 2. Mai die Aufforderung an den Außenminister, diesen militärischen Maßnahmen kein Hindernis in den Weg zu legen 77). Hatte der Chef des Generalstabes bisher immer ein Einschreiten gegen Serbien und Montenegro gefordert, so glaubte er jetzt das montenegrinische Problem allein lösen zu können, da er am gleichen Tag aus Belgrad die Nachricht erhalten hatte, „ , . . daß Serbien sich jetzt auf keinen Fall für Montenegro einsetzen würde . . 78). Der Minister des Äußeren hatte jedoch bereits in der Ministerrats-Sitzung vom 2. V. seinen Widerstand aufgegeben, und am 3. V. erfolgte die Allerhöchste Bewilligung zur Einberufung der bosnisch-herzegowinischen Nichtaktiven 79). Am 4. Mai erhielt Conrad die Nachricht von der Räumung Skutaris 80). Trotz des Widerstandes Stürgkhs, Bilinskis, Krobatins, Georgis und Conrads beschloß der Außenminister infolge der Haltungsänderung Montenegros, von der Absendung eines Ultimatums abzusehen 81). Der Chef des Generalstabes konnte sich offenbar nur schwer mit der Beilegung der Krise abfinden, denn er versuchte Berchtold nochmals mit dem Hinweis, „... daß Serbien Montenegro im Kampfe nicht allein lassen werde ...“, zu einer militärischen Lösung zu bewegen, außer wenn es Österreich- Ungarn gelingen sollte, Montenegro in ein gleiches Verhältnis wie Bayern zum Deutschen Reich zu bringen 82). 76) Ebenda: n. 6870. Hantsch: Graf Berchtold I, S. 413 ff. 77) A. M. D. Ill: S. 294 f. (Brief Conrads vom 2. V. 1913). Conrad war demnach noch nicht vom Ergebnis der gemeinsamen Ministerratssitzung vom gleichen Tag informiert. 78) Ebenda: S. 295 f. (Bericht Gellineks vom 29. IV. 1913, Res. Nr. 151, präs. 2. V. 1913). 79) Ebenda: S. 295. Weinwurm: S. 227. 8°) A. M. D. Ill: S. 297. 81) Ebenda: S. 297 f. Hantsch: Graf Berchtold II, S. 419 f. 82) A. M. D. Ill: S. 299 f. (Brief Conrads vom 5. V. 1913). In A. M. D. ist folgender Absatz weggelassen: Die Wahrscheinlichkeit eines Eingreifens Serbiens verlange nicht die M — sondern die B — Mobilisierung, „... mit dem festen Entschluss, die serbische Frage in ihrer Totalität zu lösen, ohne vor einem Krieg mit Rußland zurückzuschrecken.“ Dieser Absatz befindet sich nur im Konzept dieses Briefes (K. A.: C.-A. Fasz. B 3).