Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 87 dorf, mit der chiffrierten Bemerkung, er habe schon mehrmals Marl­borough und auch andern Engländern und Holländern erklärt, die For­derungen des Herzogs Viktor Amadeus würden zu sehr begünstigt in einer Zeit, da Erzherzog Karl noch nicht im Besitz der wichtigsten Teile der spanischen Monarchie war. Diese hatten geantwortet, der Bündnis­vertrag mit ihm müsse ausgeführt werden, auch wenn er zu allerlei ehr­geizigen Ansprüchen Anlaß gäbe27). Quiros hoffte, beim Friedensschluß würden diese ermäßigt werden; die Verbündeten müßten auch dann ein- sehen, daß es sich um die Wiederherstellung der gesamten spanischen Monarchie handle, und daß sie selbst nicht alle ihre Versprechen gehalten hatten. Wichtig war für Quiros vor allem, daß Österreich in den katholischen Niederlanden eigene Garnisonen habe, da sonst die Verbündeten Truppen dorthin senden und übertriebene Forderungen stellen könnten. Deshalb hatte er den Erzherzog und auch die Verbündeten mehrmals um Geld gebeten, um die spanischen und wallonischen Offiziere und Soldaten zu bezahlen, die aus dem Dienst des bayrischen Kurfürsten in den öster­reichischen treten wollten. Aber auch bei Gewährung dieser Bitte mußte der Kaiser Truppen unter dem Befehl des Prinzen Eugen nach Flandern schicken; Quiros hatte Marlborough vorgeschlagen, diese dort überwintern zu lassen. Natürlich sollte Sinzendorf auch Kaiser Joseph diese Ange­legenheit Vorbringen. Quiros betonte scharf, auch für die Einigkeit unter den beiden zukünftigen Linien des Hauses Österreich und dessen Ansehen im Reich und in Europa sei für Spanien der Besitz von Südamerika, Flandern und Mailand nötig 28). Graf Valsasine hatte die Gründe, weshalb er nicht zum Gouverneur der Provinz Limburg ernannt worden war, als berechtigt anerkannt. Am 14. Juni schrieb Quiros an Kellers, er habe erfahren, daß die Holländer schon vor längerer Zeit die 300 000 Gulden nach Genua gesandt hatten. Für 200 000 sollte dort Graf d’Ariberti, Vertreter des Kaisers, Korn für die Truppen in Katalonien ankaufen. Kellers hatte Quiros am 14. April mitgeteilt, der portugiesische Gesandte in Genua sollte ebenfalls dort für 40 000 Realen Einkäufe machen auf Wechselbriefe der hollänsischen Generalstaaten. Erzherzog Karl hatte Quiros gebeten, sich in diesem Sinne für die portugiesische Regierung zu verwenden; er hatte sich deshalb mit Pacheco, ihrem Vertreter im Haag, in Verbindung gesetzt. Am 21. Juni wiederholte Quiros dem Erzherzog seine Bitte um Unter­stützung für die Offiziere und Soldaten, die den französischen oder bayri­schen Dienst verlassen wollten; Österreich könnte diese je nach ihrem Grade verwerten. Francisco de los Rios, „maestro de campo“ der spanischen Infanterie, der Philipp von Anjou gegen seine Neigung ge­dient hatte, war von ihm abgefallen. Da er nun von allen Verpflichtun­gen gegen ihn frei war, wünschte er, in österreichischen Dienst zu treten. Weil in Flandern keine Gelegenheit war, seine hohen militärischen

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