Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

88 Alphonse Sprunck Talente zu verwerten, die er dort in mehreren Schlachten gezeigt hatte, hätte Quiros ihn am liebsten nach Barcelona gesandt. Er bat den Erz­herzog um Anweisung für diesen Fall und ähnliche. Hätte Quiros die nötigen Vollmachten gehabt, so hätte er die Regimenter in Flandern reformiert und nach Katalonien gesandt, um sie durch neue zu ersetzen. Am 19. Juni hatten die Franzosen einen Anschlag auf Brüssel versucht; vor der Ankunft des Prinzen Eugen waren wahrscheinlich keine wichtigen Operationen zu erwarten. Von den Holländern des Staatsrates genoß allein van der Gote, Präsi­dent der Rechnungskammer, das Vertrauen von Marlborough. Um die Beschaffung von Geldern für den Unterhalt der Truppen in Flandern hatte er sich eifrig bemüht. Deshalb hatte der englische General Quiros geraten, den Erzherzog um ein Geschenk für ihn zu bitten. Am 28. Juni schrieb dieser ihm in einem teilweise chiffrierten Brief, er habe sich zu dieser Bitte bereit erklärt, doch müsse die Belohnung auf geheimem Wege geschehen, da van der Gote in Flandern und auch unter den Holländern viele Feinde hatte. Die Kosten für das Geschenk — Marlborough hatte ein silbernes Tafelservice vorgeschlagen — wollte dieser aus dem Rest der 300 000 Gulden bezahlen. Quiros erwiderte, diese Summe sei von den Holländern nicht ausbezahlt worden, aber mehrere weitere Ausgaben ständen bevor. Deshalb bat er den Erzherzog, ihm das nötige Geld aus den Einnahmen der katholischen Niederlande zur Verfügung zu stellen und die Summe in die anderen Ausgaben für diese Provinzen einzu­schließen. Anmerkungen. 1) Kaiser Joseph hatte auf Bitten mehrerer Magnaten am 29. Februar 1708 einen Reichstag nach Preßburg berufen, der aber zu keinem Ergeb­nis führte. Redlich, S. 200 f. Über die Pläne des Wiener Hofes zum Angriff gegen die ungarischen Rebellen, Arneth, 2, S. 108—110. 2) Criailleries. 3) Si par le succez d’une mauvaise guerre l’Espagne venoit ä demeurer entre les mains de la France, ce seroit un malheur dönt le contrecoup retomberoit sur Sa Majesté Imperiale plus que sur tout autre, car au lieu d’augmenter son pouvoir il se diminueroit infailliblement pour toujours, et presque sans resource de le pouvoir retablir, étant tres important qu’entre toutes les impor­tances la recuperation d’Espagne est la principale pour la tres auguste Maison. 4) Ludwig XIV hatte Anfang 1708 den Residenten des Herzogs von Holstein- Go ttorp im Haag mit einem Friedensangebot beauftragt. Philipp von Anjou sollte nur die spanischen Besitzungen in Italien erhalten. Den Holländern bot er für die Barriereplätze wichtige Zugeständnisse an. Im März stellten die Holländer einem französischen Emissär sehr hohe Forderungen. Baudrillart, S. 320 f. 5) Ungeschminkte Offenheit äußerte Wratislaw sehr gerne in seiner Korre­spondenz. Redlich, S. 41. 6) Nach Berichten der Zeitung Clef du Cabinet des Princes de l’Europe hatten Anhänger des Prätendenten aus dem schottischen Adel Ludwig XIV. um seine Unterstützung für ihn gebeten; in Edinburg hätte dieser Monarch durch

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