Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

86 Alphonse Sprunck Königen von Spanien besaßen. Über alle politischen, kirchlichen und mili­tärischen Angelegenheiten der südlichen Niederlande wollte der Erzherzog Bericht erhalten; alle Gebiete der spanischen Krone wollte er in ihrem früheren Wohlstand und Glanz wieder her stellen24). Auf den Brief des Erzherzogs vom 3. Juni antwortete Quiros am 27., er habe sich schon während des ganzen Winters und während seines Aufenthaltes im Haag im April bei Marlborough und den Holländern eifrig bemüht, um Unterstützung für die Operationen im Mittelmeer zu erlangen. Trotzdem er jedesmal bestimmte Zusicherungen erhalten hatte, hatte er sich ins Quartier von Marlborough begeben. In einer langen Unterredung hatte er diesem erklärt, wie wichtig für die Verbündeten die Eroberung von Sizilien sei. Sehr besorgt war Quiros darüber, daß die Operationen in Flandern, am Rhein und an der Mosel bis zum 10. Juli aufgeschoben waren, und daß bis dahin noch weitere Hindernisse dafür eintreten konnten. Wahrscheinlich würde Admiral Lack einen Angriff ge­gen Sardinien durchführen, während der Feind große Verstärkungen nach den Häfen von Sizilien gebracht hatte. Die Überwinterung einer Flotte im Mittelmeer hatten die Seemächte als eine Notwendigkeit anerkannt, doch sahen sie ein solches Unternehmen als schwierig, wenn nicht als un­möglich an, ohne die vorhergehende Eroberung von Messina und Port- Mahon. Viele Engländer waren der Ansicht, der Hafen von Spezia sei für die Überwinterung einer Flotte ungenügend. Diese Frage würde ent­schieden werden durch einen Bericht des Admirals Lack, vor allem davon, ob er Spezia behaupten könne 25). Der Marquis von Onxubia, Gesandter des Erzherzogs am Hofe von Turin, hatte am 19. Mai an Quiros geschrieben, Stanhope sei vom Herzog Viktor Amadeus mit großen Ehren empfangen worden. Mit dem Ver­treter der Königin von England hatte er mehrere Besprechungen. In einem vorigen Brief an Quiros hatte Onxubia gemeldet, es handle sich dabei um Klagen, daß der Wiener Hof die Investitur des Gebietes von Monferrato verzögerte26); jetzt bereute er, daß er die Ansprüche des Herzogs auf Mailand oder das Gebiet von Vigevano nicht erwähnt hatte. Onxubia setzte voraus, daß Quiros über die Bemühungen des savoyischen Gesandten in London unterrichtet war. Kurze Zeit vor der Ankunft von Stanhope war ein früherer Gesandter der Republik Venedig am Versailler Hof durch Turin gereist. Dieser hatte einem seiner Freunde und dem Herzog selbst gesagt, er begreife nicht, warum dieser das Angebot Frankreichs, gegen Aufgabe des Bündnisses mit Österreich Mailand zu erhalten, nicht annähme. Der Herzog hatte geantwortet, er wünsche Mailand nicht durch Ludwig XIV., sondern durch die Verbündeten des Kaisers zu erlangen. Da er sehr ehrgeizig war, hatte er mit Marlborough und den englischen Ministern in diesem Sinne verhandelt. Eine Abschrift dieses Briefes sandte Quiros am 11. Juni an Sinzen-

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