Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 85 wärtigen Lage große Mäßigung zeigen; dieser sollte auch an Cadogan ein Dankschreiben richten für dessen Dienste, unter der Voraussetzung, daß er in den katholischen Niederlanden Truppen unterhalten dürfe, und daß sie von den Verbündeten bezahlt würden. Erzherzog Karl schrieb am 3. Juni an Quiros, er erwarte zwar, daß Admiral Lack nach seiner Ankunft in Katalonien Operationen unternehmen würde, doch sei es nicht sicher, ob er Befehl habe, auch Sardinien und Sizilien anzugreifen. Deshalb sollte Quiros Marlborough erklären, wie wichtig die Eroberung dieser Inseln zur Besitznahme Spaniens sei. Die Engländer mußten wenigstens die Küste von Sardinien besetzen, da diese Gegend die Truppen in Katalonien mit Lebensmitteln versehen konnte in einer Zeit, da sie dort nur mehr einen schmalen Küstenstrich hielten22). Daher müßten die Verbündeten im Mittelmeer auch eine stärkere Flotte unterhalten als die Gegner, um den Verkehr zwischen Katalonien, Sardinien und Italien zu sichern. Admiral Lack hatte nur geringe Geldmittel nach Barcelona mitgebracht. Daher war es nötig, sofort in Genua die pünktliche Besoldung der Matrosen zu sichern und vom Hof von Lissabon die Erlaubnis zur Ausfuhr von Geld zu erlangen, die nur in dringenden Fällen gewährt wurde. Das Londoner Parlament hatte beschlossen, nur mehr Gelder für den täglichen Unterhalt von 6000 Mann Truppen des Erzherzogs und für den der Hilfstruppen zu bewilligen, unter der Voraussetzung, daß die Einkünfte aus Mailand und Neapel für den Unterhalt des Hofes von Barcelona und die sonstigen Ausgaben des Erzherzogs genügen würden. Aber diese würden durch die Ankunft von dessen Gemahlin zunehmen. Spanier, die für Erzherzog Karl Opfer gebracht hatten, mußten unterstützt werden, er mußte auch die kaiserlichen Truppen und Seeleute unterhalten. Anderseits genügten die Einkünfte aus Italien kaum zum Unterhalt der Garnisonen, die dort verblieben waren, denn die Feinde hatten dort viele Domänen des Erzherzogs verwüstet, andere verpfändet. An eine Erklärung der Nichtigkeit solcher Verpfändungen war bei der gegenwärtigen Lage nicht zu denken. Natürlich sollte sich Quiros bei dieser schwierigen Lage des Erzherzogs für ihn bei Marlborough verwenden; er rechnete viel auf dessen Zuneigung. Am 11. Juni beauftragte der Erzherzog Quiros, ihm Mittel zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage seiner flandrischen Untertanen, der Regierung und Verwaltung der katholischen Niederlande, sowie zur Abschaffung unnötiger Staatsstellen anzugeben. Philipp von Anjou hatte die drei Räte, die Kaiser Karl V. begründet hatte, zusammen gelegt; der Erzherzog wollte wissen, ob es nach der Herstellung seiner Souveränität über diese Provinzen vorteilhaft sei, diese Neuerung beizubehalten23). Auch wollte er wissen, wieviel Truppen in Friedenszeiten zur Sicherung dieser Provinzen nötig wären und ob deren zukünftige Generalgouverneure dieselben Vollmachten behalten sollten, die sie unter den frühem