Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 81 gen über den Krieg in Flandern und am Rhein wenig Hilfe für den Erzherzog. Der englische General plante, den Feldzug in Flandern am 20. Mai zu beginnen. Da er während dieser Operationen auch Festungen belagern wollte, würde er wahrscheinlich im Gegensatz zur Haltung Wilhelms von Oranien während des letzten Krieges die Garnisonen von Brüssel, Mecheln, Löwen und Lierre zu einem Angriffskriege verwenden. Am 10. Mai schrieb Quiros an den Erzherzog, er habe den Haag aus Gesundheitsrücksichten verlassen. Obwohl Prinz Eugen selbst die Aufgabe übernommen hatte, dem Erzherzog Berichte über die militärische Lage zu erstatten, hatte Quiros dem Grafen Fuencalada, der auf dem Wege nach Barcelona war, vertrauliche Mitteilungen für ihn mitgegeben. Der Prinz plante einen großen Angriffskrieg am Rhein, der Mosel und in Flandern. Deshalb waren die Schwierigkeiten wegen des Transportes von 5000 Mann kaiserlicher Truppen aus Italien nach Barcelona noch nicht überwunden. Wie Heems durch Marlborough erfahren hatte, hatte wahrscheinlich die Königin von England eingewilligt, dem Kaiser Unterstützung zu gewähren, um in Italien die 4000 Mann deutscher Truppen, die nach Katalonien gesandt werden sollten, zu ersetzen. Trotz allen Bemühungen von Quiros war aber noch keine Rede gegangen von den tausend Mann Kavallerie, die sie begleiten sollten. Heems hatte den Auftrag übernommen, die 30 000 Zelte aus Genter Tuch, die für die Truppen in Katalonien bestimmt waren, von Rotterdam nach Portsmouth transportieren zu lassen. Da Zinzerling nicht über die nötigen Geldmittel für diesen Ankauf verfügte, war beschlossen worden, diese Zelte zu bezahlen von den 300 000 Gulden, die die Generalstaaten gegen Hypothek auf die Post bewilligt hatten, aber diese Summe war noch nicht ausbezahlt worden. Wahrscheinlich wußte der Erzherzog, daß die Franzosen die Vermittlung des Herzogs Karl von Lothringen für Friedensverhandlungen angerufen hatten ls). Augenscheinlich wollten die Verbündeten die Vorschläge der Franzosen für spätere Gelegenheiten erfahren, ohne jedoch weiter darauf einzugehen, da die Gegner nicht, wie im vorigen Jahre, eine Teilung der spanischen Monarchie angeboten hatten. Quiros betonte den Verbündeten immer, ein solcher Frieden könne keine Sicherheit bieten und sie müßten Erzherzog Karl die Versprechen halten, die sie ihm bei seiner Überfahrt nach Lissabon gemacht hatten 14). Aus Paris hatte Quiros erfahren, der Kurfürst von Bayern wolle mit dem Herzog von Berwick15) das Kommando am Rhein übernehmen. Die Herzoge von Burgund, Berry sowie der Prätendent auf den englischen Thron mit vielen St. Georgsrittern würden unter dem Befehl des Herzogs von Vendöme nach Flandern kommen. Aber da ihre Truppen an Zahl und Qualität denen der Seemächte viel unterlegen waren, wurde diese Mitteilungen, Band 19 6