Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 79 reichen konnte. Trotz ihrer Anhänglichkeit an Österreich durften die Stände dieser Provinzen keinen Treueid leisten, da die Holländer ihre übertriebenen Forderungen betreffend die Barriereplätze nicht aufgaben, sodaß Quiros die treuen Vasallen in diesen Provinzen nicht beschützen konnte. Er wies sie hin auf die Unterstützung, die der Erzherzog ihnen gewähren könnte, sobald sie seine Untertanen wären, aber französische und bayrische Emissäre verbreiteten unter der Bevölkerung das Gerücht, die Holländer würden auch später in ihren Provinzen größere Macht aus­üben als der Erzherzog. Diese Gerüchte und die schlechte Regierung des Staatsrates, der nur dazu diente, die Befehle der Delegierten Hollands und Englands auszuführen, hatten Quiros bestimmt, Solarés zu einem mündlichen Bericht nach Barcelona zu senden. Trotz allen persönlichen Kränkungen wollte Quiros seine Bemühungen im Interesse Österreichs fortsetzen10). In der Bucht von Edinburg hatte die französische Flotte eine schlimme Niederlage erlitten. Am 13. April teilte Quiros dem Erzherzog vom Haag aus mit, er habe sich dorthin begeben, sobald er die Nachricht von der Durchreise des Prinzen Eugen durch diese Stadt erfahren hatten). Er hoffte, Unter­stützung für einen Offensivkrieg in Spanien zu erhalten, doch müßte vorher mit dem Kaiser eine Schwierigkeit betreffend die Lieferung von 5 000 Truppen geregelt werden; auch müßte der Erzherzog dem Admiral Ix zuvor Befehle für einen Angriffskrieg auf Sizilien und Sardinien geben. Betreffend die Truppentransporte aus Mailand und Neapel nach Katalonien erhoffte Quiros eine günstige Lösung, da die Seemächte ein­gesehen hatten, wie wichtig der Krieg in Spanien war. Am selben 13. April schrieb Quiros an Kellers, die Stände von Brabant hätten außergewöhnliche Anstrengungen zum Unterhalt der kaiserlichen Truppen gemacht, doch hätten sie keine freiwillige Abgabe bewilligt und könnten dies auch vor einem Huldigungseid für den Erzherzog nicht tun. Da der Präsident des Großen Rates von Mecheln immer vom Monarchen eingesetzt worden war, hatte er sich mit Erfolg dessen Ernennung durch den Staatsrat widersetzt. Seine gesamte Tätigkeit in Brüssel und im Haag hatte ihm nur Ärger eingebracht. Gemäß den Vorschlägen des Erzherzogs hatte Quiros immer ange­nommen, für den Krieg in Spanien seien 36 000 Mann nötig; diese Zahl hatte er auch in seinen Verhandlungen mit den Seemächten immer ange­geben. Aber leider waren nicht alle mit ihm über diese Zahl einig, genau so wenig, wie über die Zahl der Truppen, über die der Erzherzog vor­läufig schon in Katalonien verfügte. Während die einen die Zahl von 23 000 bis 24 000 annahmen, schätzte Quiros sie höchstens auf 20 000 bis 21 000 Mann. Da Marlborough und Prinz Eugen zu gleicher Zeit im Haag weilten, hatte er die günstige Gelegenheit benutzen wollen, um Verstärkungen bis zu 36 000 Mann zu beantragen. Am 18. April schrieb Quiros vom Haag aus dem Erzherzog, bei Ge-

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