Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
78 Alphonse Sprunck herzog wisse, die Truppen, die ihm gesandt würden, seien erst vor kurzem angeworben worden. Durch einen Brief vom 22. März teilte Quiros Erzherzog Karl mit, er hätte aber bei den Verbündeten durchgesetzt, daß nach Katalonien kriegserprobte Truppen aus Flandern gesandt würden. Die neuen Rekruten sollten diese ersetzen. Falls der Erzherzog in den südlichen Niederlanden über die gleiche Truppenzahl verfügte wie der Kurfürst von Bayern, würden dessen Truppen zu den seinigen übergehen, sobald sie wüßten, daß mit der Absicht auch die Mittel da waren, um sie in Sold zu nehmen. Am 29. März antwortete Quiros in spanischer Sprache auf einen Brief, den ihm Wratislaw am 7. gesandt hatte. Dieser hatte ihn benachrichtigt, daß Admiral Lack am 18. nach Lissabon abgesegelt war. Die Meldung der Franzosen über eine glückliche Landung ihrer Flotte in Schottland war nicht bestätigt; jedenfalls konnte man sich in Wien trösten mit den energischen Entschlüssen des englischen Parlamentes, die in Brüssel durch eine französische Übersetzung bekannt waren, von der Quiros ein Exemplar beilegte. Wratislaw hatte behauptet, die kaiserlichen Minister hätten absichtlich die Hilfe für den Erzherzog verzögert, indem sie die Seemächte ermunterten, für den Prinzen Eugen das Kommando in Spanien zu fordern. Quiros entgegnete, die Minister hätten nur in Übereinstimmung mit den Verbündeten gehandelt, um von diesen rasche Hilfe für eine bedrängte Lage zu erhalten. Da diese aber mehr als zwei Monate aufgeschoben wurde, konnte man in Wien Gründe finden, um den Prinzen nicht nach Katalonien zu senden. Für Quiros und andere war es ganz gleichgültig, ob der Prinz oder Starhemberg die Truppen in Spanien befehligte, unter der Voraussetzung jedoch, daß der Erzherzog dort über eine genügende Armee verfügte. In diesem Falle würde es ihm auch nicht an einem tüchtigen General zu deren Kommando fehlen. Da man aber in Wien dem Drängen der Seemächte nicht nachgegeben hatte, war die Hilfeleistung verzögert worden. Den Vorfall mit dem Prinzen Eugen wollte er nicht mehr berühren. Quiros betonte wiederum seine Ansicht, in Spanien müsse der Krieg offensiv geführt werden 9). Eine Abschrift dieses Briefes übersandte Quiros dem Erzherzog auf dem Umweg über Wien durch einen Vertrauensmann, den Asturier Andrés de Solares, der als erster Kolonel eines niederländischen Regimentes den Dienst des Herzogs Philipp von Anjou verlassen hatte, um in den des Hauses Österreich zu treten; er bat den Erzherzog um eine Rangerhöhung für ihn. Dieser hatte auch den Auftrag, Erzherzog Karl Bericht zu erstatten über alle militärischen und politischen Angelegenheiten, die Quiros seinen Briefen nicht anvertrauen wollte. Am 5. April klagte Quiros dem Erzherzog noch einmal über die schlimme Unordnung in der Verwaltung der katholischen Niederlande, gegen die er selbst auch mit den vernünftigsten Einwänden nichts er