Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 75 er Wratislaw entschuldigte, für den Fall, daß er zu scharfe Ausdrücke gebraucht habe, legte er eine Abschrift bei. Als erfahrener Diplomat vertrat Quiros die Ansicht, auch bei guten Absichten müsse man in der Ausdrucksweise Maß halten. Er bat den Erzherzog, in diesem Sinne auf Wratislaw einzuwirken. Er hatte erfahren, daß die Generalstaaten die Summe von 12 000 Gulden auf die Hypothek auf die Post in den südlichen Niederlanden ausbezahlt hatten. Quiros hatte gehofft, mit der Unterstützung von Marlborough an einer weitern Verpfändung für eine Anleihe von 400 000 Gulden vorbeizukommen, aber dieser hatte ihm erklärt, er müsse seinen Widerstand gegen die Forderungen der Holländer aufgeben. Deshalb hatte Quiros mit Marlborough und Cadogan Besprechungen aufgenommen; jener hatte ihm versprochen, keine weitern Verpfändungen mehr zu gestatten. Auf den Entschuldigungsbrief von Quiros antwortete der englische General, der Brief von Wratislaw enthalte tatsächlich einige ziemlich scharfe Ausdrücke, doch wolle er auf ihn Rücksicht nehmen und dieses Schreiben niemand zeigen. Am 30. Januar schrieb er an Quiros, er habe durch Cadogan das Resultat seiner Besprechungen im Haag über die spanischen Angelegenheiten erfahren. Auch er hoffe, Prinz Eugen würde nach Katalonien gesandt werden; vor einem Entschluß des Wiener Hofes in diesem Sinne konnten die Seemächte über Hilfe für den Erzherzog keinen Beschluß fassen. Der englische Gesandte in Turin hatte die nötigen Befehle für die Einschiffung von Kavallerie erhalten. In einem weiteren Schreiben an Quiros erklärte Marlborough, in England würde man sich über die Weigerung des Wiener Hofes, den Prinzen Eugen nach Spanien zu senden, nur dann beruhigen, wenn Graf Guido Starhemberg sofort dahin gesandt würde. An Subsidien für eine Anwerbung von Truppen war nicht zu denken, da die, die nach Katalonien geschickt werden sollten, genug Geld für ihren Unterhalt kosteten. Am 23. Februar schrieb Quiros dem Erzherzog, in einer Antwort des Wiener Ministeriums auf sein Schreiben betreffend den Prinzen Eugen würden wieder die vorigen Gründe gegen dessen Absendung nach Spanien wiederholt. Um weitern Zeitverlust durch solche zwecklose Korrespondenz zu vermeiden, hatte er Marlborough bewogen, für die Absendung von Starhemberg nach Katalonien die Zustimmung der Engländer zu gewinnen. Ohne Rücksicht auf die Einwendungen der andern Mitglieder des Staatsrates hatten die Vertreter der Generalstaaten von Quiros, der vor kurzem nach Brüssel zurückgekehrt war, den Abtransport von Papieren aus dem Brüsseler Palast nach der Zitadelle von Antwerpen verlangt, wo die andern Archive aufbewahrt wurden. Sie behaupteten, nur dort seien diese Schriftstücke sicher. Quiros meldete dem Erzherzog am 29. Februar, er habe den Holländern erklärt, diese Archive enthielten die Korrespondenzen der Könige von Spanien mit ihren Ministern und andern Monarchen und Regierungen; deshalb könnten sie bei der gegen