Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

76 Alphonse Sprunck wärtigen Lage zu Zwistigkeiten unter den Verbündeten führen. Die Holländer hatten darauf geantwortet, der Abtransport nach Antwerpen würde nicht fortgesetzt, bevor der Vertreter Englands aus dem Haag nach Brüssel käme. Sie gaben zu verstehen, eine befriedigende Lösung würde dann gefunden werden. Am 30. Mai erklärte sich Erzherzog Karl mit der Haltung von Quiros und des Staatsrates einverstanden. Die Brabanter Stände hatten sehr guten Willen für die Sache des Erz­herzogs gezeigt, trotzdem ihr Land durch die Truppen der Verbündeten sehr viel gelitten hatte. Quiros riet dem Erzherzog am 1. März, ihnen auf ein beiliegendes Schreiben in der Weise zu antworten, die für Könige gebräuchlich war. Graf Bruay wollte in kurzer Zeit nach London reisen, da die Frage der Kosten für seinen Aufenthalt geregelt war. In Dünkirchen versammelten die Franzosen viele Schiffe und Regi­menter. In England und Holland war man über diese Nachricht sehr erregt, da niemand wußte, ob sie gegen Irland, Schottland, Seeland oder Portugal einen Angriff planten, oder Truppen in Südamerika landen wollten6). Einige behaupteten, sie wollten die Seemächte hindern, größere Verbände ihrer Land- und Seemacht nach Spanien zu schicken. Am 18. März erhielt Quiros genauen Bericht über die französischen Schiffe, die in Dünkirchen bereit lagen; er teilte ihn am 15. dem Erzherzog mit. Über alles, was er über diese Vorbereitungen vernommen hatte, hatte er schon vorher den Verbündeten Mitteilung gemacht. Auch um den An­kauf von Tuch zur Herstellung von Zelten, den der Erzherzog ihm am 8. Februar aufgetragen hatte, hatte er sich schon gekümmert. Am 10. März hatte Quiros an Marlborough geschrieben, die Truppen in Barcelona seien in sehr bedrängter Lage, da es ihnen an Korn und Futtermitteln fehlte. Kapitän Ix, der diese Truppen aus Italien dorthin transportiert hatte, hatte sich geweigert, an der Eroberung von Sardinien mitzuwirken, trotzdem die Witterung für einen Angriff günstig war, und er dringende Vorstellungen über den Wert dieser Insel für den Unterhalt der Truppen in Katalonien erhalten hatte. Derselbe Kapitän hatte sich auch geweigert, nach Italien zurückzukehren, um Kavallerie dorthin zu transportieren. Cadogan hatte Marlborough benachrichtigt, daß die Fran­zosen einen Angriff auf Schottland planten. Über die Lage in Katalonien legte Quiros die Abschrift eines Berichtes bei. Im gemeinsamen Interesse der Verbündeten war die Unterstützung der Truppen in Spanien und die Absendung eines Geschwaders nötig; auch die Wiener Minister hatten Hilfe zugesagt. Gerade durch die Ankunft weiterer Truppen in Katalonien hatte sich die Lage des Erzherzogs ver­schlechtert, da er nur mehr über ein kleines Gebiet in Spanien verfügte. Quiros hatte immer erklärt, die Entsendung eines kleinen Kontingentes von 6 000 Mann würde nur weitere Schwierigkeiten hervorrufen, aber keine Hilfe bedeuten. Am 8. Februar hatte Erzherzog Karl Quiros gemeldet, Kapitän Ix hätte

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