Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

74 Alphonse Sprunck Die Forderungen der Seemächte, den Krieg in Spanien unter der Lei­tung des Prinzen Eugen fortzusetzen, konnten aus diesen Gründen nicht als Zänkereien abgefertigt werden. Quiros teilte Wratislaw auch die Gründe mit, weshalb er aus dem Haag nach Brüssel zurückkehren wollte, und versprach ihm, alle seine Bemühungen um die Interessen Österreichs besonders bei Marlborough fortzusetzen. Abschriften dieser Briefe an den Prinzen Eugen und an Wratislaw sandte Quiros am 12. Februar mit einem teilweise chiffrierten Brief an den Erzherzog. In diesem erklärte er, er selbst wäre persönlich nach Wien gereist, um den Kaiser um die Absendung des Prinzen nach Katalonien zu bitten, wenn er die Ereignisse voraus gesehen hätte. Auch Heems, Gallas und Zinzerling teilten seine Ansicht, daß das Verbleiben des Prinzen in Wien entmutigend auf die Verbündeten wirkte. Dem Grafen Wratislaw hätte Quiros am liebsten in ärgerlichem Tone geantwortet. Wenn die Wiener Minister ihre persönlichen Ansichten über die der Verbündeten und der Minister des Erzherzogs stellen wollten, mußte er selbst nach Flandern zurückkehren, um sich um die Angelegenheiten der Provinz Limburg zu kümmern und mehrere wichtige Neuigkeiten über die Friedensverhandlungen französischer Emissäre zu erfahren4). Weder an die Generalstaaten, noch nach London wollte Quiros schreiben, bis die Entsendung von Truppen nach Spanien geregelt war. Hierum konnte er sich nicht kümmern, da der Kaiser und Prinz Eugen diese Angelegenheit übernommen hatten, trotzdem er selbst seine Dienste angeboten und eine genügende Zahl von Truppen angeworben hätte. Quiros wollte durch die Kuriere, die nach Wien reisten, die letzten Neuigkeiten aus Barcelona erfahren; er erklärte dem Erzherzog, er sei bereit, für seine Interessen überall hinzugehen. In einem weitern teilweise chiffrierten Schreiben vom 12. Februar an den Erzherzog erklärte Quiros, ohne die Hilfe Englands könne man weder Krieg führen, noch Frieden schließen. In Folge der ungünstigen Verträge mit dem Herzog Viktor Amadeus verlangte dieser Unterstützung, um beim Friedensschluß hohe Ansprüche zu erheben. Der Königin von England mußten die kaiserlichen Minister unbedingt Zugeständnisse machen, da die Holländer bereit waren, den Franzosen die spanischen Besitzungen in Italien zu überlassen, wenn sie auf Spanien selbst und die Kolonien ver­zichteten. Die Holländer waren die Rivalen der Engländer und die Gegen­sätze zwischen den beiden Nationen wurden immer größer; während diese Erzherzog Karl die volle Souveränität über die katholischen Niederlande zugestehen wollten, stellten jene übertriebene und un­durchführbare Forderungen auf die Barriereplätze. Aber Wratislaw hatte an Marlborough einen so ungeschickten Brief geschrieben, daß er zu schädlichen Folgen führen konnte, falls die englischen Minister davon Kenntnis erhielten5); von seinem eigenen Brief an Marlborough, in dem

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