Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
66 Alphonse Sprunck bereit, zwei Drittel der Kosten für die 10 000 Mann zu übernehmen, die Österreich aus Italien nach Katalonien senden wollte, unter der Bedingung, daß diese durch andere ersetzt würden und daß der Herzog Viktor Amadeus die ihm versprochene Hilfe von 20 000 Mann erhielt. Vielleicht würde die Königin auch die gesamten Ausgaben für alle Truppen in Spanien übernehmen, sobald diese Truppen tatsächlich dort angekommen wären. Quiros sollte aber vorläufig nicht davon reden. An Cadogan, der in den nächsten Tagen im Haag eintreffen sollte, hatte Marlborough geschrieben, er möge sich darum kümmern, daß die 400 000 Gulden für die Bedürfnisse des Erzherzogs bald ausbezahlt würden; für Italien und Portugal waren schon hohe Summen aufgewandt worden. Ein Offizier, der sich mit Depeschen nach Wien begab, sollte bei Quiros im Haag passieren. Marlborough empfahl in seinen Briefen dringend die Entsendung des Prinzen Eugen nach Spanien, die in London jedermann erwartete. In einem weiteren Brief vom 23. Januar 1708 an den Erzherzog erklärte Quiros, die Entsendung von 30 000 Mann nach Katalonien, ohne die für die Garnisonen, auf die er immer gedrängt hatte, hätte auf so viele Schwierigkeiten und Verzögerungen gestoßen, daß er seinen Aufenthalt im Haag, den er auf sechs Tage berechnet hatte, auf drei Monate ausdehnen müsse. Seine Briefe an Wratislaw, Marlborough und die Berichte aus England legte er seinem Schreiben bei. Trotz der günstigen Stimmung, die in diesem Lande herrschte, war zu befürchten, daß man dort zum Frieden neigte. Der Plan eines Unternehmens gegen Mexiko und Peru erklärte sich sowohl aus dem Tatendrangle) der Engländer, als auch aus der Ansicht, eine Eroberung Spaniens sei bei der gegenwärtigen Lage unmöglich. Auf die Vorwürfe, der Kaiser suche die Lasten des Krieges auf seine Verbündeten abzuwälzen, hatte Quiros mehrmals geantwortet mit Gründen, die er auch im Schreiben an Marlborough vom 20. Januar angegeben hatte. In diesem Sinne hatte er auch am selben 23. Januar nach Wien an den Marquis dei Vasto 17) geschrieben und ihm Abschriften der Briefe von Marlborough und Hoffman beigelegt. Im Briefe an dei Vasto hatte Quiros ausgeführt, der Kaiser müsse unbedingt seinem Bruder 12 000 Mann zur Verfügung stellen, um den Widerstand von Marlborough und der englischen Minister gegen die Zahlung weiterer Subsidien zu überwinden 18). Da Quiros sich im letzten Kriege selbst mit der Anwerbung von Truppen beschäftigt hatte, wußte er aus Erfahrung, daß die Zahl von 12 000 Mann wahrscheinlich nicht erreicht würde; die Verbündeten hatten jedoch die nötigen Gelder bewilligt; in Folge des beständigen Drängens von Quiros wartete Admiral Lack auf günstige Winde, um mit seinen Transportschiffen die englischen Häfen zu verlassen. Eine ähnliche günstige Gelegenheit, um Truppen nach Spanien zu senden, würde sich wahrscheinlich nicht mehr bieten. Quiros rechnete mit Meinungsverschiedenheiten unter den kaiserlichen