Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 65 wollte Quiros sich vorläufig nicht kümmern, da der Erzherzog diese Summe bestimmt hatte zur Ersetzung der Truppen, die aus Flandern nach Kata­lonien gebracht werden sollten. Aber Marlborough war eher gegen den Abtransport dieser Mannschaft und bemühte sich auch nicht um die Aus­zahlung dieser Gelder. Bei der vorläufigen Lage der Dinge in den katho­lischen Niederlanden konnte Quiros nur die schlimmste Unordnung ver­hindern; Einmischungen wie die des Grafen Goess in die Angelegenheiten der Verbündeten dürften nicht häufig Vorkommen. In einem andern Schreiben vom selben 23. Januar 1708 an den Erz­herzog erklärte Quiros, Marlborough sei deswegen gegen den Abtrans­port von Truppen aus Flandern nach Katalonien, da er den Plan, den er im vorigen Jahre nicht ausführen konnte, in diesem Jahre verwirklichen wollte. Er bezweifelte aber, ob die Truppen, die dorthin gesandt würden, genügend ersetzt werden könnten, um einen neuen Feldzug zu beginnen. Über eine Verringerung des Zinsfußes für die beiden Anleihen von 300 000 und 400 000 Gulden würde in Antwerpen verhandelt werden, sobald der Erzherzog in regelrechter Form als Herrscher der katholischen Niederlande anerkannt wäre. Für den Fall des Ablebens von Luis de Borja, des Kommandanten der Zitadelle von Antwerpen, hatte der Erz­herzog Quiros am 7. November 1707 mit dessen Nachfolge betraut; seine Ernennung sollte er aber sonst niemand als Marlborough mitteilen. In einem andern teilweise chiffrierten Brief vom selben Datum erklärte Quiros dem Erzherzog, die Bündnisverträge Österreichs mit England, Portugal und Savoyen würden beim Friedensschluß zu Schwierigkeiten führen, da sie teilweise der Lage nicht mehr angepaßt, teilweise für den Wiener Hof ungünstig wären. Er hatte erfahren, daß die kaiserlichen Minister die Abfassung eines neuen Vertrages beabsichtigten. Einen solchen Plan hielt er für gewagt und er glaubte auch nicht an dessen Erfolg. Quiros war überzeugt, daß die Seemächte in ihrem Bündnisvertrag mit Portugal auch die Bedingung aufgenommen hatten, Erzherzog Karl müsse in den Besitz der gesamten spanischen Monarchie gesetzt werden, da dieser sich nur unter einer solchen Voraussetzung nach Spanien be­geben hatte und auch die Seemächte den Krieg unternommen hatten. Er riet dem Erzherzog, nach Wien zu schreiben, die Minister sollten trotz allen Mängeln des Bündnisvertrages keine neue Bestimmungen hinzu­fügen und lieber annehmen, alles sei in den andern Bestimmungen vor­gesehen. Er hatte auch Heems gebeten, in demselben Sinne nach Wien zu schreiben. Am 2. Januar 1708 hatte Marlborough Quiros mitgeteilt, keiner der englischen Minister würde es wagen, die Summe von 675 000 Gulden zu bewilligen für die Aushebung von Truppen, die noch im nächsten Feld­zug nicht verwertet werden könnten. Ein Transport von 2000 Pferden aus Flandern nach Katalonien war ebenso kostspielig, wie gewagt. In ihrem Eifer für die Sache des Erzherzogs war die Königin Anna aber Mitteilungen, Band 19 5

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