Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

64 Alphonse Sprunck Prinzen Eugen nach Spanien zu senden. Schon mehrmals hatte er diesem erklärt, weshalb er die Eroberung von Sardinien und Sizilien wünschte; der wichtigste Grund war, daß der Erzherzog für den Unterhalt seines Heeres in Spanien nicht mehr sollte ausschließlich auf die Verbündeten angewiesen sein. Diese wurden immer mehr in ihrer Ansicht bekräftigt, die Wiener Minister wollten alle Lasten des Krieges in Spanien auf sie abwälzen, in der Meinung, sie müßten dort in ihrem Interesse kämpfen. Quiros erklärte offen, die Schwierigkeiten und Verzögerungen in diesem Feldzug könnten sie zu Zugeständnissen an den Feind bewegen, die dem Hause Österreich und besonders Erzherzog Karl sehr verhängnisvoll würden. Auch Wratislaw teilte er die Gerüchte über den Plan eines Angriffs auf die amerikanischen Küsten mit, sowie die Gegengründe, die er im Brief an Marlborough ausgeführt hatte. Er hoffte, nach Brüssel zurück­zukehren, sobald er eine Unterredung gehabt hätte mit einer Vertrauens­person, die Marlborough ihm zuschicken sollte. Mit dieser sollte er sich auch über die Hilfeleistung der Holländer verständigen. Der Erzherzog hatte Quiros am 7. November mitgeteilt, er würde nie in die Aufnahme von Hypotheken auf die Post und andere Einkünfte aus Flandern einwilligen. Er hatte dies auch dem Grafen Goess mitgeteilt und war verwundert, daß Quiros dies nicht auch Zinzerling bei seiner Durch­reise durch den Haag mitgeteilt hatte. Jener hätte sich einer Hypothek auf die Post ganz scharf widersetzt, wenn die Vertreter der Generalstaaten ihm nicht erklärt hätten, die 300 000 Gulden seien schon erhoben, sodaß man nicht daran vorbeikam, sie anzunehmen und die Zinsen von sechs Monaten zu zahlen. Schuld an dieser Verpflichtung, Zinsen zu bezahlen schon vor dem Empfang der Geldsumme, war der Brüsseler Staatsrat, der für solche Fälle die nötigen Papiere nicht besorgt hatte. Die General­staaten konnten aber diesen Irrtum verbessern. Da Erzherzog Karl den Staatsrat weder eingesetzt noch anerkannt hatte, hatte dieser erklärt, er habe nur das Recht, die Einkünfte aus den südlichen Niederlanden zu verwalten, ohne sie veräußern zu dürfen. Trotz dem Widerspruch von Quiros und des Staatsrates hatten die Generalstaaten die Summe von 300 000 Gulden erhoben. In der ganzen Sache waren diese Richter und Partei zugleich; als sie Marlborough erklärten, diese Summe würde für den Dienst des Erzherzogs erhoben, hatte er alle Verpflichtungen unter­schrieben. Proteste von Quiros gegen Verpfändungen, die sich auch nicht durch die Umstände rechtfertigen ließen, konnten immerhin die Wiederholung ähnlicher Fälle verhindern. Deshalb hatte Quiros an Marlborough ge­schrieben und ihm erklärt, die Zahlung von Zinsen für die sechs Monate sei eine unerhörte Ungerechtigkeit. Der englische General hatte ihm ge­antwortet, er habe den Generalstaaten geschrieben, dieses Geld dem Erz­herzog wieder auszuzahlen. Um die andere Anleihe von 400 000 Gulden

Next

/
Thumbnails
Contents