Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

62 Alphonse Sprunck Nach einem andern Bericht von Hoffman hatten die Mitglieder des königlichen Rates erklärt, es sei unmöglich, dem Erzherzog Geld für die Aushebung von Truppen zu bewilligen. Transporte von Truppen nach Spanien würden zuviel Geld kosten und diese könnten im Laufe des Jahres nicht mehr verwandt werden. Auch in Italien könnten neue Regi­menter nur mit Verspätung gebildet werden. In Katalonien verfügte der Erzherzog über 13 000 Mann, während 11 000 auf dem Wege dorthin waren. Die Königin erwartete, der Kaiser würde seinem Bruder weitere 6 000 Mann deutscher oder italienischer Truppen schicken; sie würde die Trans­portkosten für die 6 000 Mann übernehmen, unter der Bedingung, daß die dem Herzog von Savoyen zugesagte Hilfe von 20 000 Mann nicht ge­kürzt würde. Der Rest dieser Kosten würde von den Generalstaaten be­zahlt werden. Von Kaiser Joseph erwartete die Königin ein rasches Handeln. Zu diesem Bericht, den ihm Hoffman zusandte, erklärte Quiros in einem Brief an Marlborough vom 20. Januar 1708, der Kaiser habe wohl nie die Absicht gehabt, neu angeworbene Truppen nach Katalonien zu senden oder solche aus Flandern wegzunehmen; im Gegenteil wollte er die Infanterie in diesem Lande verstärken. Die 2000 Pferde, die nach Spanien transportiert werden sollten, konnten aus Flandern bezogen wer­den. Im Notfall konnte man diese Zahl verringern und dafür mehr In­fanterie transportieren; auch könnten Truppen aus Deutschland und der Lombardei in Genua eingeschifft werden. Der Kaiser konnte unmöglich alle Ausgaben für die Truppen in Katalonien, Italien und am Rhein übernehmen. Von den Holländern er­hoffte Quiros keine Unterstützung mehr, da sie sich sogar weigerten, Geld zu gewähren zur Ergänzung der dreizehn Bataillone, die sie in Katalonien unterhalten hatten; sie gebrauchten den Vorwand, die Sol­daten, die nach der Schlacht bei Almansa in französische Kriegsgefangen­schaft geraten waren, gehörten auch dazu. Mehr als 6000 Mann konnte der Kaiser nicht zur Verfügung stellen. In Spanien war dringende Hilfe nötig, selbst für den Fall, daß die Königin den Kaiser nicht für seine andern Bedürfnisse unterstützen könne. Die Vertreibung des Erzherzogs aus Spanien hätte alle bisherigen Anstrengungen zur Erringung des Sieges unnütz gemacht. Zugleich mit Heems, dem kaiserlichen Residenten im Haag, wollte Quiros am selben 20. Januar an den Kaiser schreiben, um ihn zur äußersten Anstrengung zu ermahnen; in diesem Sinne wandte er sich auch an Marlborough als persönlichen Freund 13). Der Erzherzog hatte Quiros Beglaubigungsschreiben für den Grafen Bruay oder jeden beliebigen zugesandt, den er als geeignet ansehen würde, die Interessen Österreichs in London zu vertreten. Zinzerling sollte diesen begleiten. Quiros selbst sollte mit Marlborough und den Generalstaaten über die Ausgaben für den Unterhalt der beiden in London verhandeln. Dieser antwortete dem Erzherzog am 23. Januar von London aus in einem

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