Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
60 Alphonse Sprunck Hauptstädten erwartet hatte, der Erzherzog würde nur um Geld für ihren Transport und ihren Unterhalt bitten. Gerade wegen der Großmut, die England immer gezeigt hatte, durfte man nicht den Anschein erwecken, damit Mißbrauch zu treiben. Von Friedensplänen wollte Quiros nicht reden, da die Franzosen durch allerlei Ränke die Lage verwirren wollten, ohne auf Spanien und seine Kolonien zu verzichten. Jeder Landerwerb in Europa hätte dem Hause Bourbon die Hegemonie über Europa eingebracht, aber wenn im folgenden Jahre die Mißerfolge des vorigen nicht ausgeglichen wurden, war eine Aufteilung der Monarchie Karls II. schwer zu vermeiden8). Viele glaubten, die kaiserlichen Minister würden vor allem nach dem Erwerb der spanischen Besitzungen in Italien streben, was Quiros aber nicht glauben wollte, da ihr Besitz ganz von dem Spaniens abhing. Vielleicht wollten einige Neapolitaner oder Sizilianer einen König für sich haben, aber sie würden eine solche Lage bald bedauern; auch war die Durchführung eines solchen Planes gar nicht sicher in einer Zeit, die für das Haus Österreich und seine treuen Diener sehr bedrohlich war. Für die Zukunft war Quiros sehr pessimistisch, da die guten Entschlüsse des englischen Parlamentes wahrscheinlich nicht ausgeführt würden. Am selben 10. Januar 1708 schrieb Quiros dem Erzherzog, die Generalstaaten und England würden noch im Laufe der Woche Beschlüsse fassen über die Leistung von Hilfe. Die Generalstaaten hatten dem Direktor der flandrischen Post befohlen, dem Grafen Goess die halbjährigen Zinsen von 300 000 Gulden auszuzahlen; dieser hatte das Geld im Namen des Erzherzogs gefordert. Die Generalstaaten hatten dazu bemerkt, die Verzögerung dieser Auszahlung erkläre sich durch die Schuld des Brüsseler Staatsrates, der die üblichen Schriftstücke nicht übermitteln wollte, obwohl ihnen Heems und Quiros erklärt hatten, der Staatsrat sei eine Art von Regierung, die sie selbst eingesetzt hätten, und hänge gar nicht vom Erzherzog ab. Von der ganzen Summe hatten die Generalstaaten schon 100 000 Gulden ausbezahlt; den Rest wollten sie bezahlen nach Abrechnung der Lieferungen des Haager Kaufmanns Crosel für das Heer. Über das Angebot einer weitern Anleihe von 400 000 Gulden gegen Hypothek hatte Quiros mit Marlborough geredet. Sehr beunruhigt war er über die Nachricht, ein Geschwader sei aus dem Mittelmeer zurückgezogen worden. Wegen der schlechten Witterung konnte Admiral Lack noch nicht absegeln, um dort die Schiffe zu ersetzen, die nach Lissabon segeln sollten 9). Auch holländische Schiffe, die sich mit denen des englischen Admirals vereinigen sollten, waren nach dem Hafen Texel zurückgekehrt. Quiros versprach Erzherzog Karl, auf eine möglichst rasche Absendung dieser Flotte zu drängen. Der Vertreter des Erzherzogs in London hatte Quiros geschrieben, er selbst wolle diesem die Beschlüsse des englischen Parlamentes übermitteln. Die Unterstützung, die diese Versammlung für den Krieg in Spanien und Portugal