Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 59 Prinz Eugen nicht nach Spanien gesandt wurde, nicht als berechtigt an und war ärgerlich darüber. Auch die Behauptung, man verfüge über keine Truppen zur Unterstützung des Erzherzogs wurde als falsch angesehen, da im Plane 11 800 Mann aus Neapel, Mailand, Flandern, Wolfenbüttel und Osnabrück vorgesehen waren. Mit den nötigen Geldern hätte Quiros selbst solche ausheben können. Andere Ausführungen dieses Briefes an Wratislaw wiederholte Quiros auch in dem Schreiben an Sinzendorf. Hierin erklärte er ebenfalls, im Haag halte man die Furcht der Wiener Minister vor einem Angriff der Türken für unbegründet. Sollte der König von Schweden Österreich an­greifen, so würden England und Holland als treue Verbündete und Garan­ten des letzten Vertrags zwischen dem Kaiser und diesem Monarchen für Österreich eingreifen. Auch könnte Kaiser Joseph ohne Mühe vom Reichstag die Erlaubnis erhalten, den Prinzen Eugen nach Katalonien zu senden. Für die Seemächte war der Krieg gegen Frankreich das wichtigste und sie wollten Spanien unter keinen Umständen aufgeben. Um dieses Land für Erzherzog Karl zu retten, mußten innerhalb von zwei Monaten Truppen dorthin geschickt werden. Das englische Parlament hätte schon vor 40 Tagen Unterstützung bewilligt, wenn man in Wien dem Drängen der Königin Anna und der Generalstaaten, den Prinzen Eugen nach Spanien zu senden, nachgegeben hätte. Ob die Engländer im Winter über ein Geschwader von 30 Schiffen zur Beförderung des Prinzen, der Königin und der Truppen nach Katalonien verfügen könnten, war keineswegs sicher. Quiros gab zu, daß der Aufenthalt des Prinzen in Spanien nicht länger als zwei Monate hätte dauern können, wenn in diesem Zeitraum die Türken oder die Schweden Österreich angegriffen hätten, aber er hätte in dieser Zeit die nötigen Maßnahmen zur Verwendung der Truppen treffen können. Sogar in England, wo man den Erzherzog so viel unter­stützt hatte, fing man an, des Krieges müde zu werden 6), weniger wegen der Kosten, als wegen der Nachlässigkeit der Wiener Minister und ihrem Mangel an Nachgiebigkeit sogar in Angelegenheiten, die auch im Interesse des Kaisers waren. Sinzendorf konnte aber aus den Debatten der beiden Häuser des Parlamentes ersehen, daß diese keinen Frieden schließen wollten, ohne Erzherzog Karl in den Besitz sämtlicher Länder der spani­schen Monarchie zu setzen. Quiros wollte nicht alle seine Erwägungen zu Papier bringen, aber er erklärte offen, die Interessen seiner Verbündeten seien für die be­rechtigten Ansprüche des Erzherzogs ein größeres Hindernis als die Streit­kräfte des Feindes7). Nach einem Brief der Generalstaaten, den er ge­sehen hatte, war die Entsendung von Truppen nach Spanien zweifelhaft geworden, was Quiros durch die Weigerung erklärte, den Prinzen Eugen dorthin zu senden. Auch von London hatte er erfahren, daß Marlborough ebenso dagegen war wie die Generalstaaten, weil man in den beiden

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