Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
58 Alphonse Sprunck vorher im Besitz der gesamten spanischen Monarchie sein. Der Erzherzog hatte Heinsius benachrichtigt, er sei bereit, in dem Falle auch einen ähnlichen Vertrag mit den Generalstaaten zu schließen. Die Königin von England und die Generalstaaten hatten sich an Kaiser Joseph gewandt, er möge dem Prinzen Eugen das Kommando über die Truppen in Spanien übertragen. Quiros erklärte im Briefe vom 16. Dezember 1707 an den Erzherzog, er hoffe, diese Bitte würden den Verbündeten gewährt, trotzdem man in Wien fürchtete, die Türken könnten die aufständischen Ungarn unterstützen 5). Quiros fürchtete aber nicht, daß diese eingreifen würden, da die Annahme des französischen Gesandten in Konstantinopel, Ludwig XIV habe Toulon und die Provence verloren, sich als falsch erwiesen hatte. Im Haag waren die meisten überzeugt, der Sultan würde die Ratschläge des Großvesiers zurückweisen, den Frankreich und Rákóczi bestochen hatten. Am 10. Januar 1708 schrieb Quiros dem Erzherzog, er habe von Wien eine Aufstellung der Truppen erhalten, die nach Spanien gesandt würden. Diese Liste legte er seinem Schreiben bei. Marlborough hatte ihm bis jetzt keine Antwort auf diese Meldung gegeben, doch wußte er, daß dieser die Kosten für die Anwerbung dieser Truppen sehr hoch fand. Vor einigen Tagen hatte der Kaiser Quiros mitgeteilt, er selbst könne auf den Beistand des Prinzen Eugen vorläufig nicht verzichten. Quiros hatte an Wratislaw, Sinzendorf und den Prinzen selbst Briefe geschrieben, von denen er Abschriften beilegte. Den Brief von Wratislaw an Marlborough hatte er selbst gesehen. Quiros glaubte, die Haltung von Wratislaw in dieser Frage erkläre sich weniger aus seiner Ergebenheit an den Kaiser, als aus seinem Widerstand gegen zwei Pläne. Er wollte in Spanien nur einen Verteidigungskrieg führen lassen und deshalb auch das Kommando in diesem Lande dem Prinzen Eugen nicht übertragen. Aber ohne diese Vorbedingung wollten die Seemächte von der Entsendung von Truppen und andern Hilfsmitteln nach Katalonien gar nichts wissen. Für Quiros war es peinlich, daß er in einem Augenblick, wo Einigkeit dringend notwendig war, Marlborough erklären mußte, die Ausführungen von Wratislaw seien ganz unbegründet; die Verbündeten würden die Nachricht vom Verbleiben Eugens in Wien ganz ungerne vernehmen. Nach der beiliegenden Aufstellung sollten 11 800 Mann an Infanterie und Kavallerie nach Spanien geschickt werden. Die Kosten für die Anwerbung hätten 637 500 Gulden betragen, ohne die für ihren Unterhalt und den der Truppen, die schon dort waren. An Wratislaw schrieb Quiros am 10. Januar 1708, daß im Haag und in London niemand an eine Gefahr von seiten der Türkei oder Schwedens für Österreich glaubte. Dagegen könnten die Franzosen den Erzherzog zur Räumung Kataloniens zwingen, oder wenigstens seine Truppen auf einem engen Raume einkeilen. Deshalb sah man in beiden Hauptstädten die Gründe, weshalb