Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

592 Literaturberichte den Dissertation — hat zum Thema die einzelnen Phasen der Erweiterung des räumlichen Umfanges der oberösterreichischen Landeshauptstadt im Zeitraum von 1873 bis 1939. Der Gegenstand als solcher ist zweifellos besonderer Beachtung wert, läßt er uns doch den Wandel von einer tra­ditionsverhafteten, provinziellen Mittelstadt zu einer modernen, groß­städtischen Industriesiedlung miterleben, ein Vorgang, der zu den sinn­fälligsten Auswirkungen der Veränderungen im politischen, wirtschaft­lichen und sozialen Strukturgefüge zählt, welche das technische Zeitalter in Österreich etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit sich gebracht hat. Nach Erörterung der rechtlichen und gesetzlichen Gegebenheiten für Gemeindezusammenlegungen behandelt der Verfasser in chronologischer Reihenfolge die Einbeziehung der Gemeinden Waldegg und Lustenau (1873), St. Peter (1915), Urfahr — einschließlich des kurz vorher mit diesem vereinigten Pöstlingberg — (1919), Kleinmünchen (1923), von Gebiets­teilen von Steyregg beiderseits der Donau (1934), der Gemeinden Ebels­berg und St. Magdalena sowie weiterer Gebietsteile von Steyregg (1938) und eines Gebietsteiles der Gemeinde Leonding (1939) in das Stadtgebiet von Linz (S. 25—108). Im Anhang (S. 133—228) werden die zugehörigen Quellentexte — Auszüge aus Sitzungsprotokollen und Korrespondenzen, Eingemeindungsübereinkommen — in vollem Wortlaut gebracht. Dabei erhält man einen interessanten Einblick, von welchen Bedingungen, die sich durch die rasche Aufwärtsentwicklung bald als ganz nebensächlich heraussteilen sollten, die Zustimmung der Gemeindeväter der kleinen Gemeinden oft abhängig gemacht wurde. In der Zusammenfassung (S. 109—132), die vergleichsweise die räumliche Entwicklung der Städte Graz, Innsbruck und Salzburg heranzieht, wird festgestellt, daß die Ein­gemeindungen im Linzer Raum organisch auf das Wachstum der Stadt­region abgestimmt waren. Während die Maßnahmen von 1873, 1915, 1923 und 1934 in erster Linie dem gestiegenen Bedarf an Wohnfläche für die Bewohner des übervölkerten Stadtinneren entsprangen und die Vereini­gung mit Urfahr im Jahre 1919 den Abschluß der schon seit 1850 zu verfolgenden Bemühungen um eine Bereinigung der Schwierigkeiten, die sich aus der engen Nachbarschaft von zwei selbständigen Zentren ergeben mußten, darstellte, waren die Stadterweiterungen von 1938/39 dadurch bedingt, daß Linz eine neue Aufgabe als bedeutender Standort der Schwerindustrie zugewiesen wurde. Vom Wachstum des Stadtgebietes von knapp 6 auf 96 km2 — also auf das Sechzehnfache — entfällt auf die Erweiterung von 1938/39 allein ein Zuwachs von rund 39 km2. Die Einwohnerzahl stieg hingegen von rund 30.000 (1869) auf über 200.000, wobei wieder die größte Steigerung in den Jahren zwischen 1938 und 1944 (von rund 112.000 auf 194.000, eine Zahl, die nach einem Rückgang erst 1960 wieder erreicht wurde) erfolgte. Die Bevölkerungsdichte, welche 1870 den hohen Wert von 5107 pro km2 erreicht hatte, betrug 1961 2063; allerdings wird man sich bei diesen Zahlen bewußt bleiben müssen, daß mit der Erweiterung der Stadtgrenzen erst die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, die innerstädtischen Ballungen von Wohn- und Be­triebsstätten im Zuge zielstrebiger Raumgestaltung und Erschließung aufzulockern. Dies machen auch die im Bildanhang gebrachten Auf-

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