Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
Rezensionen 591 die Sowjetunion verstimmt. Demgemäß bildet im vorliegenden Band das Verhältnis zu dem großen östlichen Nachbarn den Hauptgegenstand der deutschen Politik. Zentral in seiner Bedeutung ist dabei der Besuch Molotows in Berlin im November; hier scheinen authentisch die grotesken deutschen Teilungspläne für den Erdball auf. Auch die Vorbereitungen des Unternehmens Marita werden z. T. von Rücksichten auf die Sowjetunion bestimmt. Zunächst richten sich die militärischen Pläne nur gegen Griechenland. Der blamable Überfall Italiens auf dieses Land hat Mussolini einmal mehr als ärgerlichen Bundesgenossen erwiesen; doch noch hält ihm die Wilhelmstraße fest die Treue. Finnland stärken die Deutschen bereits im zunehmenden Maße den Rücken gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen Druck der Sowjets. Der Einzug der deutschen Truppen in Rumänien am Beginn des Jahres 1941 zeichnet schon die weitere Entwicklung voraus. Dennoch werden die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen nach einigen Stockungen wieder neu ausgebaut. Gewinner ist dabei offensichtlich Hitler. Die Akten erweisen auch, daß eine Koordinierung der politisch-militärischen Planung mit Japan nicht möglich ist, und dies nicht nur wegen der geographischen Entfernung. Kurios muten heute die Pläne für ein großflächiges Kolonialreich der Deutschen in Mittelafrika, hauptsächlich auf Kosten der Franzosen an. Die Beziehungen zur arabischen Freiheitsbewegung (Irak, Großmufti von Palästina) werden in diesem Zeitraum besonders intensiviert. Mannigfache Probleme schaffen die Kollaborateure in verschiedenen Ländern wie Degrelle und Quisling. Aber auch die Abrechnung Anto- nescus mit Horia Sima und der Eisernen Garde ist für die deutsche Politik äußerst unangenehm. Auch die Beziehungen der Vereinigten Staaten, wo Roosevelt zum zweiten Mal wiedergewählt wird, zu dem Vichy-Regime, erfüllen die Deutschen mit Mißtrauen. Die größte Enttäuschung erlebte Hitler jedoch mit Spanien, wo sich Franco sehr geschickt mit hinhaltender Taktik dem Kriegseintritt entzieht. Die Ausweichmanöver des Caudillo bedeuten die schwerste diplomatische Schlappe für die Deutschen. Friedensbemühungen waren in dieser Zeit sehr spärlich festzustellen. Immerhin ist es bezeichnend, daß bei den hoffnungslosen Aktionen der beiden Haushofer Rudolf Heß bereits eine große Rolle zu spielen scheint. Zuletzt sei noch auf den Entschluß Hitlers vom 5. Oktober 1940 hingewiesen, die Tschechen in ihrer Mehrheit zu germanisieren. Rudolf Neck (Wien). Stadtgeschichte Altmüller Rudolf Peter, Die Linzer Eingemeindungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Landeshauptstadt Linz. Publikationen zur Linzer Stadtgeschichte, herausgegeben vom Archiv der Stadt Linz, 1965. 254 Seiten, 24 Tafeln. Die vorliegende Abhandlung — eine Umarbeitung der im Jahre 1961 der Wiener philosophischen Fakultät unter dem gleichen Titel vorliegen