Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
Rezensionen 583 Persönlichkeit: Heinrich von Neustadt, den Verfasser des „Apollonius von Tyrland“. Den entscheidenden Impuls während des Mittelalters erhielt die Wiener Heilkunde durch die Gründung der Universität, deren medizinische Fakultät vor allem auf die an italienischen Hochschulen gewonnenen Kenntnisse aufbaute. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bedeutet die Berufung des berühmten Galeazzo de Santa Sofia aus Padua, der 1404 im Bürgerspital die erste anatomische Praxis im deutschen Sprachraum abhielt: es ist dies die Zeit der ersten Blüte der Fakultät, die 1389 ihre Statuten erhalten hatte. Über die Agenden der Fakultät, auch außerhalb des Universitätslebens, lassen die Quellen Genaueres erkennen: es waren dies vor allem der Kampf gegen das Kurpfuschertum und die Einflußnahme auf die sanitären Maßnahmen und das Apothekerwesen. Den Schwerpunkt und zugleich die Grundlage der vorliegenden Arbeit bilden, wie schon erwähnt, die im 6. und 7. Kapitel zusammengefaßten Biographien der bedeutendsten Universitätslehrer und Ärzte sowie der Leibärzte. Während bei letzteren die schon genannte Arbeit Kühneis eine solide Grundlage bot, waren von den insgesamt 19 Persönlichkeiten des 6. Kapitels bisher nicht mehr als zwei mit ausführlicheren Monographien bedacht worden. Nur wenig kann über die Tätigkeit der Wundärzte gesagt werden; aus dem durch das Versagen der Quellen bedingten Dunkel ragt ein einsames Monument, die graphische Darstellung (in der Wiener Albertina) der Fußamputation Friedrichs III. Abschließend kann nur wiederholt werden, daß in vorliegendem Werk von einer (Jahrhunderte später so ruhmreichen) Tradition die frühesten keineswegs außerordentlichen und bisher deshalb vernachlässigten Anfänge nach Maßgabe des spärlichen Quellenmaterials in vorbildlicher Weise zusammengefaßt werden. Es ist hier zweifellos ein Endpunkt erreicht, soferne nicht Quellen aus einem anderen Bereich zu Hilfe geholt werden können. Daß diese Vorbedingung, nämlich die von Kühnei selbst in Einzelfällen durchgeführte und in größerem Maße projektierte Aufschlüsselung der in den Werken der bildenden Künste enthaltenen Quellenaussagen unter diesem Gesichtspunkt realisiert werde, ist wohl eines der dringendsten und erfolgversprechendsten Anliegen aus dem Gebiete der Medizingeschichte und der mittelalterlichen Kulturgeschichte überhaupt. Gerhard Rill (Wien). .Raumer Kurt von, Der Freiherr vom Stein und Goethe. (Freiherr vom Stein Gesellschaft E. V. Schloß Cappenberg — Schriften Heft 6.) Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster/Westf. 1965, 50 Seiten. Die vorliegende Schrift bringt den Text eines Vortrages des bekannten Münsterschen Gelehrten und Freiherrn-vom-Stein-Forschers. Die tiefschürfende kleine Studie wurde bereits in der HZ. publiziert, bevor sie jetzt als selbständiges Bändchen erschienen ist. R. setzt die beiden großen Deutschen einander gegenüber, die man wohl gemeiniglich als Antipoden bezeichnen möchte. Er stellt dabei trotz der zweifellos vorhandenen starken Gegensätze eine merkwürdige Nähe fest, die mehr auf naturhaften, lebensmäßigen Verbindungen beruht, als