Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

Li teratur berichte 584 auf gemeinsamen Wesenseigenschaften, Zielen, Beschäftigungen und Überzeugungen theoretischen Inhalts. So sehr die Gegensätze gerade im Politischen vor allem hervorstechen, lassen sich anderseits auch indirekte Beziehungen über dritte Personen nachweisen, etwa zu Lavater. Der völlig verschiedenen Einschätzung der Persönlichkeit Napoleons stehen andrerseits gemeinsame Neigungen, z. B. zur Mineralogie gegenüber. R. gründet seine Studie weniger auf die gewiß sehr spärlichen Kon­takte und Bezugnahmen in den Quellen als auf eine Analyse der gesam­ten Persönlichkeit beider Männer, wobei er die analogen Einzelzüge her­vorhebt und aufzeigt. Der Verf. stellt abschließend beide Gestalten in ihrer historischen Be­deutung gleichrangig nebeneinander und kann nachweisen, daß dies be­reits von Zeitgenossen erkannt wurde. Die Studie regt so mit ihren z. T. sehr überraschenden Ergebnissen und unerwarteten Schlüssen zu tiefe­rem Nachdenken über den Gegenstand an. Rudolf Neck (Wien). Quellenwerke Gerstinger Hans, Aus dem Tagebuch des kaiserlichen Hofhistoriographen Johannes Sambucus (1531—1584). Cod. Vindob. Lat. 9039. (Sitzungsberichte 248. Band, 2. Abhandlung) Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz-Wien- Köln = Kommissionsverlag der Österreichischen Akademie der Wissen­schaften. Wien 1965. 52 Seiten mit 4 Tafeln. Die Vorlage zu dieser vorzüglich kommentierten Edition bilden die spärlichen Reste des einst wohl sehr umfangreichen lateinischen Tage­buchs des Sambucus in der Österreichischen Nationalbibliothek. Der ver­dienstvolle Herausgeber hat sich in seinem arbeitsreichen Leben als Ge­lehrter und Bibliothekar eingehend mit dieser interessanten Quelle zur Geschichte des 16. Jahrhunderts befaßt. Aus seiner Feder liegen bereits tiefschürfende Untersuchungen darüber vor: über die Herkunft des Tage­buchs, die richtige Abfolge der Folien des falschgebundenen Bandes usw. Die das Jahr 1568 umfassenden Teile hat G. überdies vor zwanzig Jahren publiziert. Im vorliegenden Heft wird der Restbestand ediert, Aufzeichnungen des Hofhistoriographen aus den Jahren 1566 und 1569 mit Nachrichten und Kommentaren zum Türkenkrieg Maximilians II., zum Aufstand in den Niederlanden und zu den Hugenottenunruhen in Frankreich. Es mag dahingestellt bleiben, ob bei diesem Anlaß nicht eine Gesamtausgabe des Codex angezeigt gewesen wäre, umso mehr, als die frühere Edition der jetzt nicht mehr auf genommenen Texte an ziemlich entlegener Stelle erschienen ist. Der Quellenwert des Tagebuches ist für die politische Geschichte der Zeit nicht allzu ergiebig. Wir haben es hier nicht mit einer Primärquelle zu tun; dennoch sind die Äußerungen eines gebildeten Höflings, seine Kommentare zum Zeitgeschehen nicht ohne Bedeutung und Interesse. Allerdings sind seinem Urteilsvermögen gewisse Grenzen gesetzt, wie sich vor allem bei der Beurteilung seines kaiserlichen Herrn zeigt. Viele

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