Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

582 Literaturberichte K ü h n e 1 Harry, Mittelalterliche Heilkunde in Wien. Studien zur Geschichte der Universität Wien, Band V. Verlag Hermann Böhlaus Nachf. Graz-Köln 1965. 114 Seiten, XVI Tafeln. Trotz des regen Interesses, das ein breiteres Publikum, angeregt durch Ausstellungen, durch populärwissenschaftliche und romanhafte Werke der an dramatischen Geschehnissen und ungewöhnlichen Schicksalen reichen Geschichte der medizinischen Forschung entgegengebracht hat, ist die mittelalterliche Heilkunde unserer Heimat bisher nur sehr kursorisch behandelt worden. Das liegt einerseits daran, daß Österreich und speziell Wien in jener Zeit nicht zu den europäischen Schwerpunkten der Medizin (im Range von Montpellier oder Padua, ganz abgesehen von den medi­zinischen Schulen des islamischen Bereiches) zählte, andererseits aber an der Schwierigkeit, eine Masse zum Großteil unedierter Quellen unter diesem Gesichtspunkt systematisch zu sichten. Wenn auch eine größere Anzahl von Detailstudien und provisorischen Synthesen bisher gewonne­nen Wissens bereits geschrieben wurde, als man zunächst annehmen möchte, — in vorliegender Arbeit wird in der Einleitung ein Überblick über dieses sehr verstreut erschienene Schrifttum geboten, — so blieb doch die Quellenbasis bisher immer viel zu eng für fundierte generelle Aussagen unter kultur- und sozialgeschichtlichem Aspekt. Vor allem lagen nur für einige wenige zu dieser Zeit in Wien tätigen Ärzte ein­gehendere biographische Würdigungen vor. Einen entscheidenden Sektor dieses Neulandes erschloß Kühnei bereits in seinem im 11. Band dieser Zeitschrift erschienenen Aufsatz über „Die Leibärzte des Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.“ Auch die folgenden kulturgeschichtlichen Arbeiten aus der Feder desselben Autors brachten Neues zum Thema, und mit dem vorliegenden Buch dürfte ein vorläufiger Abschluß dieses zentralen Bereiches der österreichischen Medizingeschichte erreicht sein. Methodisch mußte ein ganz anderer Weg gegangen werden, als ihn etwa der Historiker einer wissenschaftlichen Disziplin während der späte­ren Neuzeit eingeschlagen hätte. Die Art des Stoffes macht weder eine Gliederung nach Schulen, noch eine solche nach Systematik und Lehr­plan der modernen Medizin möglich. Für beides reichten weder die spär­lichen Informationen über mittelalterliche Therapie, noch dürfte die Materie, wenn sie sich uns auch in erschöpfender Vollständigkeit offen­baren würde, dieses uns vertraute und relativ bequeme Schema zulassen. Der Autor mußte daher zunächst in mühevoller Detailarbeit eine Unzahl biographischer Nachrichten sammeln. Die ersten, seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts faßbaren Persönlichkeiten, von denen wenig mehr als die Namen, höchstens noch Hinweise auf ihre wirtschaftlichen Verhältnisse feststellbar sind, waren fast durchwegs Kleriker (und als solche in ihrer ärztlichen Tätigkeit durch die kirchlichen Vorschriften stark eingeengt) und gehörten meist der herzoglichen Hofkapelle und Kanzlei an. Im 14. Jahrhundert gerieten diese „Priesterärzte“ gegenüber den Vertretern der Laienmedizin zahlenmäßig, soferne quantitative Begriffe hier über­haupt erlaubt sind, in das Hintertreffen. Schon unter den ersten be­kannten, nicht dem Klerus angehörenden Ärzten oder „Buchärzten“ (der Begriff wird S. 25 f. endgültig klargestellt) finden wir eine bekannte

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