Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
578 Literaturberichte len Wunschbildern etc. machen den größten Reiz der Darstellung aus, deren Ergebnis daher auch weniger in systematischer Erkenntnis als in einem nachhaltigen Eindruck von den ersten Dezennien der drei großen europäischen Konfessionsgruppen liegen dürfte. Daß ein „einigermaßen geordnetes kirchliches Leben“ in einem Lande nur dann bestehen konnte, wenn die Obrigkeit mit ihrem Apparat die konfessionelle Einheit erzwang und behauptete (S. 45 f.), ist doch eine Behauptung a posteriori, die markante, wenn auch nur wenige, Gegenbeispiele außer Acht läßt; ausschlaggebend waren hier viel eher die religiösen und politischen Intentionen des Landesherren als die tatsächlichen Erfordernisse des kirchlichen Lebens. Daß der Großteil des katholischen Klerus „auf den Hund geraten“ war und daß der Adel Streitigkeiten „auf dem Buckel der Bevölkerung“ austrug (S. 102), ließe sich zumindest in der Formulierung etwas subtiler umschreiben. Den Drang der Bevölkerung, natürliche Erscheinungen auf übernatürliche, göttliche Einwirkung zurückzuführen, eine „Naivität religiösen Kurzschließens“, als Verhaltensweise („die als ungutes Erbteil aus gemeinsamer Vergangenheit die Religiosität aller Bekenntnisse durchsäuerte“) allein dem Mittelalter anzulasten (S. 108), widerspricht der Geschichte des Aberglaubens und der Wundersucht in Europa während der frühen Neuzeit und engt überhaupt den Rahmen für eine Begleiterscheinung aller positiven Religionen viel zu sehr ein. Ein Beispiel für die Verbindung von Aberglauben und Konfession im katholischen Bereich bietet die ohne mittelalterliches Erbe entstandene Ignatiusverehrung. Etwas seltsam wirkt das Urteil, Böhmen habe zwar eine erzwungene Rekatholisierung (mit allen mit den Religionswirren und -kämpfen verbundenen Unannehmlichkeiten) erduldet, jedoch „andererseits“ (als Äquivalent?) durch seine Verbindung mit Österreich das Aussehen „einer schönen Barocklandschaft“ gewonnen (S. 164). Viel mehr als diese geringfügigen Details stört jedoch eine Äußerlichkeit, nämlich der Verzicht auf einen Anmerkungsapparat, für den die knappe Bibliographie keinen Ersatz bieten kann. Es ist dies umso bedauerlicher, als das Buch nicht nur im Stande ist, einem breiten Leserkreis lebensnahe Information zu bieten, sondern auch und vor allem eine auf einer Vielfalt schwer zu überblickender Quellen beruhende und gerade deshalb so aufschlußreiche Publikation für den Fachhistoriker darstellt. Regele Oskar, Generalstabschefs aus 4 Jahrhunderten. Das Amt des Chefs des Generalstabes in der Donaumonarchie. Seine Träger und Organe von 1529 bis 1918. Verlag Herold, Wien-Münschen 1966. 128 Seiten und 14 Abbildungen. Nichts ist in der Geschichte so sehr vom Zufall abhängig wie der Ausgang einer Schlacht und, damit eng verbunden, das Bild, das sich die Nachwelt von dem macht, der sie gewann oder verlor. Napoléon I. nannte das Glück eine Eigenschaft und wählte danach seine Feldherren aus. Lange maß man jeden Sieger nach der Gunst des Schicksals, das ihn mit Gerhard Rill (Wien). Kriegsgeschichte